Aus der Mappe des Landesobmanns

"Wohl ist die Welt so groß und weit ......................."

Dieses schöne Lied haben wohl die meisten unserer Landsleute schon mit tiefer Inbrunst gesungen. Es wird volkstümlich das "Südtiroler Heimatlied" genannt.

Neulich fiel mir beim Singen wieder der Name eines Mannes ein, der in seinem nicht immer leichten Leben für seine Südtiroler Volksgruppe Großes geleistet hat. Er konnte am 5. Februar 2009 seinen 95. Geburtstag feiern. Der Zufall wollte es, dass ich an diesem Tage mit guten Freunden im tief verschneiten Ahrntal weilte.

Die Rede ist von Dr. Silvius Magnago*, der fast 30 Jahre lang - von Dezember 1960 bis März 1989 - als Landeshauptmann (Ministerpräsident) an der Spitze der Südtiroler Landesregierung stehend, politische Verantwortung trug.

Ich gestehe, dass allein schon das Wort "Südtirol" auf mich schon immer eine magische Anziehungskraft ausübte. In einem meiner Südtirolbücher steckt eine Postkarte mit einem schwarz/weiß Foto meines Vaters. Der noch gut lesbare Poststempel trägt das Datum vom 30. VI. 17; abgestempelt vom k. u. k. Feldpostamt Nr. 2. Mein Vater, geboren 1897, musste, wie tausende andere junger Männer, damals an der Dolomitenfront für Österreich kämpfen. Das Sprachrohr der deutschen Südtiroler, die Tageszeitung "Dolomiten", schrieb in einer Würdigung zu Magnagos 95. Geburtstag u.a.:
Am Ende dieses schrecklichen Völkerringens gehörte Tirol als Teil der zertrümmerten Donaumonarchie zu den Besiegten. Sein südlicher Teil, ......gegen den erklärten Willen seiner Bevölkerung an Italien überantwortet, gehörte künftig......aber auch zu den Geknechteten.

Heute schreiben wir das Jahr 2009 und der schicksalhafte Friedensvertrag von St. Germain, am 10. September 1919 abgeschlossen, besiegelte das Schicksal der Sudetendeutschen und der Süd-tiroler in fast identischer Weise. Heute ist das herrliche Land an Eisack und Etsch eine der reichsten Regionen Italiens und könnte für viele Krisenherde unserer Zeit ein Vorbild sein.

Diese Entwicklung kam aber nicht von selbst; sie musste erstritten werden. Und nicht jedes Land hatte das Glück einen charismatischen Politiker wie Silvius Magnago zu besitzen.

In letzter Zeit flammte die Diskussion um eine Neuorientierung der deutschen Vertriebenen auf europäischer Ebene wieder auf. Wir Sudetendeutschen sollten dieses Thema sehr vorsichtig angehen. Und wir müssen Wert darauf legen, dass unsere Südtiroler Freunde hierbei nicht ausgegrenzt werden. Halten wir den Menschen in einem Lande die Treue, in dem wir so oft erholsame Tage verbringen durften; in einer Landschaft, die der Herrgott an einem Sonntag erschaffen haben muss!

* Silvius Magnago erhielt 1973 den Europäischen Karls-Preis der SL.

In landsmannschaftlicher Verbundenheit

SL-Landesobmann