Pressemitteilung

Wann kommen zweisprachige Ortstafeln in Tschechien?

Der Sudetendeutsche Rat, eine überparteiliche Vereinigung von Sudetendeutschen, hielt am Wochenende seine Jahrstagung in Marienbad ab. Hessen war durch Siegbert Ortmann, stellvertretender Bundesvorsitzender der Sudetendeutschen Landsmannschaft, sowie Landesvorsitzender des BdV Hessen, vertreten.

"Nachbarschaftspolitik im Herzen Europas - Psychische Wunden und deren Heilung" war das Thema über das Tschechen und Sudetendeutsche diskutierten. Zehn Referenten aus Deutschland und der Tschechischen Republik hielten Vorträge.

"Das Erscheinungsbild der Kurstadt Marienbad in Tschechien wird immer ansehnlicher" berichtete Ortmann. "Die alten Hausfassaden werden zunehmend restauriert und die innerörtlichen Wege und Straßen neu gestaltet. In den ansprechenden Cafes und Restaurants wird man als "Deutscher" freundlich angesprochen. Und auch die Firmierungen der Geschäfte verwenden immer mehr die deutsche Sprache. Man tut eben alles, dass sich die zahlreichen deutschen Besucher in dieser Stadt auch wohlfühlen sollen", stellte er fest.

"Deutsch gehört deshalb auch auf Ortschilder," meint Ortmann. In der Vergangenheit hat es von sudetendeutscher Seite aus immer wieder Anregungen nach zweisprachigen Ortsschildern in Tschechien gegeben. Doch reagierten die amtlichen Stellen im östlichen Nachbarland darauf bislang nicht.

Nach der jüngsten, geschichtsträchtigen Rede des tschechischen Ministerpräsidenten Petr Necas im bayerischen Landtag griff Siegbert Ortmann dieses Thema erneut auf mit dem Ziel, dass sich jetzt endlich auch die tschechische Seite mit dieser Problematik befassen solle.

Einen ersten Vorstoß unternahm Ortmann bei der Stadtverwaltung in Marienbad und stellte dem dortigen Oberbürgermeister schriftlich drei Fragen zu diesem Thema. Oberbürgermeister Zdenek Kral reagierte auch sofort schriftlich. Auf die erste Frage, ob er sich vorstellen könne, dass in absehbarer Zeit vor den Toren der Stadt zweisprachige Ortsschilder mit dem Namen "Marianske Lazne/Marienbad" in Anlehnung an die Jahrhunderte alte gemeinsame tschechisch-deutsche Geschichte stehen würden, antwortete der tschechische Stadtpolitiker unumwunden: "Diese Idee ist zur Zeit unvorstellbar und nicht zu realisieren".

Zu der weiteren Frage, welche rechtlichen und/oder organisatorischen Barrieren insoweit auf tschechischer kommunaler bzw. staatlicher Ebene überwunden werden müssten, merkte der Oberbürgermeister an: "Es gibt derzeit keinen gesetzlichen Rahmen, um so etwas zu versuchen".

Bei der abschließenden Frage nach der möglichen Akzeptanz eines solchen Vorhabens bei der Bevölkerung kam der Hinweis auf eine "sicherlich negative Reaktion". Dazu verwies Zdenek Kral auf eine Fotoausstellung, in der er kürzlich eine eigene Präsentation mit dem Titel "Marienbadland" zeigte, die von den einheimischen Besuchern dann aber überhaupt nicht akzeptiert worden sei.

"Für mich", so Ortmann "kann diese ablehnende Reaktion aber keineswegs endgültig sein". Seiner Ansicht nach spalten zweisprachige Ortsschilder Tschechen und Deutsche nicht, sondern führen sie vor dem Hintergrund einer gemeinsamen Geschichte im geeinten Europa zusammen.

"Was in Polen seit dem Jahre 2005 möglich ist, darf auch in Tschechien im Sinne gut nachbarschaftlicher Beziehungen zu Deutschland nicht länger auf sich warten lassen", so der sudetendeutsche Siegbert Ortmann.

Text: Norbert Quaiser; Foto: Erika Quaiser
Im Mai 2013