SL Hessen

Bericht zur Landeskulturtagung der SL Hessen 2013

Gelungene Veranstaltung außerhalb des Hauses der Heimat in Schlüchtern am 9. November 2013

Mehr als 60 Teilnehmer waren ins Hotel Stadt Schlüchtern gekommen um an der diesjährigen Kulturtagung der Sudetendeutschen Landsmannschaft teilzunehmen.

Landeskulturreferent Markus Harzer konnte neben den Referenten im Besonderen den Landesobmann Alfred Herold, den Obmann der Kreisgruppe Schlüchtern Walter Weber und den Bürgermeister der Stadt Schlüchtern begrüßen.

Nach vielen Jahren fand die Tagung erstmals wieder außerhalb des Hauses der Heimat statt.

So manches Mitglied der Kreisgruppe Schlüchtern hatte daher die Gelegenheit genutzt angesichts der räumlichen Nähe der Tagung beizuwohnen. Und sie sollten nicht enttäuscht werden.

Bürgermeister Falko Fritsch hob in seinem Grußwort die positive Rolle der Sudetendeutschen in Schlüchtern hervor, erläuterte den Gästen aus ganz Hessen die Bedeutung des Kalten Marktes und verwies auf die beiden Partnerschaften der Bergwinkelstadt, nämlich mit dem lothringischen Fameck sowie mit Jarotschin in Polen.

Alfred Herold gedachte zunächst des wenige Tage zuvor verstorbenen Dr. Hans Jandl.

Anschließend bedankte er sich herzlich bei der Kreisgruppe Schlüchtern, die in gewisser Weise Gastgeber war, und resümierte noch einmal die rasante Entwicklung seit ihrer Gründung im Jahre 2006.

Bernd Giesemann, Vorsitzender des hiesigen Heimat- und Geschichtsvereins, mit dem die Sudetendeutschen einen guten Kontakt pflegen, war der Bitte selbstverständlich nachgekommen zum 9. November, dem "deutschen Datum", zu referieren. Hierbei ging er explizit auf den Sturz des Deutschen Kaisers 1918, die Reichspogromnacht 1938 im Zusammenhang mit dem Putschversuch von 1923 sowie den Mauerfall 1989 ein. Der ausführliche und detaillierte Vortrag mit Bildunterstützung zeichnete sich besonders dadurch aus, dass Giesemann immer wieder den Bezug zum Sudetenland herstellen konnte.

Klaus Mohr konnte sich einmal mehr als Experte für Heimatstuben und -sammlungen erweisen. Er ging auf die ungeheure Problematik ein, die oft vor Ort noch gar nicht erkannt sei. Zum Beispiel sei in den meisten Fällen noch nicht geklärt, wer denn das Material bekommen sollte, wenn sich keine Betreuer mehr finden. Auf diese verschiedenen Problemfelder ging Mohr anschaulich ein und wies auch Wege zu möglichen Lösungen auf.

Für viele Heimatstuben habe die Arbeit noch nicht richtig begonnen. Die Katalogisierung sei eine der größten, aber auch wichtigsten Herausforderungen.

Keineswegs unwichtig, und vor allem angesichts praktischer Bildbeispiele sehr einleuchtend visualisiert: Die Präsentation des Materials. Oftmals lüden Heimatstuben nicht zum Verweilen ein, weil die Objekte lediglich "gesammelt" wurden. Dem Besucher erschließe sich daher in der Regel kein Zusammenhang. Hier gelte es mit Sinn und Verstand lieber eine gezielte Auswahl zu präsentieren als jedes Exponat unbedingt im Schauraum unterzubringen. In diesem Zusammenhang konnte Mohr das Karlsbader Museum in Wiesbaden positiv herausheben, das die Kulturtagung zufällig letztes Jahr besucht hatte.

Noch vor der Mittagspause lud Friedebert Volk zur Ansicht zweier Schautafeln. Der Inhalt der kleinen Ausstellung drehte sich um Franz Metzner, ein Sudetendeutscher, der bei der Architektur des Völkerschlachtdenkmals bei Leipzig großen Einfluss hatte.

Im Rahmen der Reihe "Gesinnungsgemeinschaften der Sudetendeutschen" konnte diesmal der Bundesvorsitzende des Witiko-Bundes Felix Vogt-Gruber verpflichtet werden. Der nutzte die Gelegenheit um den Witikobund von den Anfängen im Sudetenland bis heute darzustellen.

Man sei in erster Linie der Wahrheit verpflichtet, auch wenn diese nicht immer bequem sei, so der Tenor des Referates, das auf großes Interesse stieß. Viel diskutiert und auch bei der Tagung nicht übersehbar: die Frage nach den Eigentumsverhältnissen. Bei der Vertreibung habe es sich ja zunächst einmal eindeutig um Raub gehandelt. Die staatsrechtlichen Komplikationen griff Vogt-Gruber gekonnt auf. Auch die Behandlung des Themas "Vertreibung" innerhalb der EU konnte er beispielhaft schildern.

Die anschließende lebhafte Gesprächsrunde machte noch einmal das große Interesse gerade hinsichtlich der problematischen Themen deutlich.

Den Abschluss der Veranstaltung gestaltete der Landeskulturreferent selbst.

Harzer erläuterte die Hintergründe, die 1842 in Pilsen zur Erfindung dieses neuen Biertyps durch den bayrischen Braumeister Josef Groll führten, sowie die Unterschiede bei der Herstellung sogenannter ober- und untergäriger Biere. Der Siegeszug des neuen Bieres war angesichts der geschmacklichen Qualität und vor allem wegen der Haltbarkeit nicht mehr aufzuhalten. Erfreulich aus der Sicht des Referenten die Tatsache, dass der Deutsche Originalname "Pilsner Urquell" nie in Frage gestellt wurde.

Der Nachmittag klang - zum Leidwesen der Sangeslustigen ohne Gesang - ganz locker bei einem Pilsner Urquell aus. Die Gespräche wurden noch eine geraume Zeit weitergeführt. Einige nutzten auch die Gelegenheit zum Besuch des traditionellen Kalten Marktes.

Man wird sehen, wo die Veranstaltung im nächsten Jahr stattfinden wird.

Im Dezember 2013