Landesversammlung der Landesgruppe Hessen der Sudetendeutschen Landsmannschaft
in Fulda am 14. April 2007

Weltweite Ächtung von Vertreibungen

Die Landesgruppe Hessen der Sudetendeutschen Landsmannschaft (SL) führte in diesem Jahr ihre Landesversammlung im Kolpinghaus Parkhotel in Fulda durch. Bei der Veranstaltung kam deutlich zum Ausdruck, dass die Ziele der SL nicht rückwärtsgerichtet sind. Im Zuge der allgemeinen Vertreibungsmaßnahmen nach dem Zweiten Weltkrieg kamen im Jahre 1946 fast 400.000 Sudetendeutsche aus dem Sudetenland ,damals Tschechoslowakei, nach Hessen.

Der Präsident der Landesversammlung und Bundeskulturreferent der SL ,Reinfried Vogler, stellte in seinem Referat besonders heraus, bei Gestaltung der Zukunft dürfe jedoch die Vergangenheit nicht verdrängt werden. Es komme darauf an, die Vergangenheit in einem friedlichen Prozess aufzuarbeiten. Das Thema Vertreibung sei heute in der Welt hochaktuell. Die Sudetendeutsche Landsmannschaft fordere ein weltweites Vertreibungsverbot. Als oberste Grundsätze nannte er, das Bekenntnis zu den Menschenrechten, zum Selbstbestimmungsrecht der Völker und zum Recht auf die Heimat. Vertreibungen müssten weltweit geächtet werden.

Auf Grund ihres Schicksals sei die Sudetendeutsche Landsmannschaft prädestiniert als Brückenbauerin und als Mittlerin zwischen den Völkern zu wirken.

Zum Verhältnis zur Tschechischen Republik bemerkte Vogler, dort habe die Sudetendeutsche Landsmannschaft eine Basis gewinnen können. Auf der örtlichen Ebene gebe es zahlreiche Kontakte. Als Beispiel führte er die "Marienbader Gespräche" an. Abschließend betonte der Präsident der Landesversammlung, die Ziele der Sudetendeutschen Landsmannschaft seien überzeugend und in die Zukunft gerichtet.

Landesobmann Alfred Herold gab einen Überblick über die Aktivitäten der Landsmannschaft im vergangenen Jahr. Hier verwies er auf die Großveranstaltung am 5. Februar 2006 in Weilburg, anlässlich des Eintreffens des ersten Vertriebenentransportes in Hessen am 4. Februar 1946 sowie auf die Veranstaltungen "Hessen - 60 stolze Jahre". Das habe auch dazu beigetragen, dass das Thema Vertreibung wieder in das öffentliche Bewusstsein gekommen sei.

Die Eingliederung der Heimatvertriebenen in Hessen bezeichnete der Landesobmann als die größte Gemeinschaftsleistung nach dem Zweiten Weltkrieg.

Er dankte der einheimischen īBevölkerung für das entgegengebrachte Verständnis.

Maßgebend zur Eingliederung hätten Politiker sudetendeutscher Herkunft beigetragen. In diesem Zusammenhang nannte er die Staatsminister Gotthard Franke und Gustav Hacker, die Staatssekretäre Dr. Walter Preißler und Frank Seiboth sowie Wenzel Jaksch als Leiter des Hessischen Landesamtes für Flüchtlingshilfe. Alle hätten mitgeholfen, dass aus Trümmern Fundamente wurden.

Als positives Zeichen stellte der Landesobmann heraus, das Thema Flucht und Vertreibung sei heute, besonders in den Medien, hochaktuell. Das konnte nur durch eine hohe Glaubwürdigkeit erreicht werden. Glaubwürdigkeit müsse erstritten werden. Er rief dazu auf, weiter zusammenzustehen. Dabei komme der Zusammenarbeit mit dem Bund der Vertriebenen große Bedeutung zu.

Als ein sehr erfreuliches Ereignis nannte Herold die Gründung einer neuen Kreisgruppe in Schlüchtern.

Der Landesobmann sprach auch der Hessischen Landesregierung, insbesondere Ministerpräsident Roland Koch sowie Sozialministerin Silke Lautenschläger, großen Dank für die ideelle und materielle Unterstützung aus. Sein Dank galt auch den Beauftragten der Hessischen Landesredgierung für Heimatvertriebene und Spätaussiedler Rudolf Friedrich.

Bei der Landesversammlung verabschiedete Herold die langjährige Landesgeschäftsführerin Ursula Friedrich. Er dankte ihr für ihr besonderes Engagement. Als Nachfolgerin stellte er Frau Brigitte Kopp vor.

Grußworte sprachen Stadtrat Wolfgang Arnold in Vertretung des Oberbürgermeisters von Fulda, der Vorsitzende des Kreistages Franz Ruprecht sowie der Kreisvorsitzende des Kreisverbandes Fulda des Deutschen Roten Kreuzes, Ludwig Ebers.

Der Landesbeauftragte der Hessischen Landesregierung für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Rudolf Friedrich, hatte ein schriftliches Grußwort geschickt, das vom Präsidenten der Landesversammlung verlesen wurde. Friedrich befand sich an diesem Tag bei einer Plenarsitzung des Sudetendeutschen Rates in Marienbad.
In dem Grußwort heißt es unter anderem: "Die Vertreibung war und ist ein Verbrechen. Darüber muss geredet werden, und zwar vorbehaltlos. Leider weigert sich die tschechische Regierung immer noch, offizielle Gespräche mit den Repräsentanten der Sudetendeutschen zu führen. Wir Sudetendeutschen sind nach wir vor der Meinung, dass dieses Begehren unter aktiver Beteiligung aller Betroffenen in vertrauensvollen Verhandlungen einer einvernehmlichen Lösung zugeführt werden muss".

Stadtrat Wolfgang Arnold lobte die Aufbauleistung der deutschen Heimatvertriebenen, insbesondere der Sudetendeutschen. in Fulda. Sie seien nicht zum "sozialen Sprengstoff" geworden, sondern sie hätten tatkräftig die Bundesrepublik Deutschland mit aufgebaut. Er trat für die Verwirklichung des Selbstbestimmungsrechts und des Rechts auf die Heimat ein.

Kreistagsvorsitzender Franz Ruprecht, selbst Heimatvertriebener, verwies auf das leidvolle Schicksal der deutschen Heimatvertriebenen. Weiter sagte er: "Wir Heimatvertriebenen sind Mittler und Brückenbauer. Eine Versöhnung kann nur auf der Grundlage der geschichtlichen Wahrheit erfolgen."

Der Vorsitzende des DRK- Kreisverbandes Fulda, Ludwig Ebers, stellte sich auf die Seite der Vertriebenenverbände. Er trat dafür ein, dass die Unrechtsfolgen der Vertreibung zu beseitigt werden müssen.

Auch befassten sich die Delegierten mit einem dunklen Kapitel aus der Vergangenheit. In einer Entschließung, die einstimmig angenommen wurde, forderten sie die Regierung der Tschechischen Republik auf, mit der Bundesregierung ein Abkommen über die würdige Bestattung von sudetendeutschen Toten zu schließen, die nach dem Zweiten Weltkrieg Opfer von grausamen Massakern wurden.

Es wurden auch verdiente Mitarbeiter ausgezeichnet. Das Große Ehrenzeichen der Sudetendeutschen Landsmannschaft erhielten Otto Riedl und Rudolf Krämling.

Auch erfolgte eine Neuwahl des Landesvorstandes. Landesobmann Alfred Herold wurde mit nahezu absoluter Mehrheit wiedergewählt.

Dem Landesvorstand gehören weiter an:
Manfred Hüber, stellv. Landesobmann, Rudolf Krämling, stellv. Landesobmann und Schriftführer, Dr. Herfried Stingl, stellv. Landesobmann, Adolf Wolf, stellv. Landesobmann/ Öffentlichkeitsarbeit, stellv. Schriftführerin Rosel Koberg, Vermögensverwalter Rudolf Löffler, stellv. .Vermögensverwalter Frank Dittrich, Kulturreferent Helmut Seidel, stellv. Kulturreferentin (Volkstumspflege) Ingrid Paulus, JMG.Referent Jan Krischke, Beisitzer Maria Felde, Alfred Klaner, Stefan Podlaha, Manfred Kreuzer, Walter Wech, Kassenprüfer: Gerda Weller, Hans Ripper, Markus Harzer.

Adolf Wolf