"Hessen - eine starke Geschichte"

Mit der Geschichte des Bundeslandes Hessen befasst sich eine Ausstellung, die bis 20. November 2005 im Museum in Wiesbaden gezeigt wird.

Die Ausstellung gliedert sich in vier Abschnitte: Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.

Die Zeitreise beginnt mit dem 10.April 1945. Zu diesem Zeitpunkt war auf dem Gebiet Hessens der Zweite Weltkrieg zu Ende.

Ein Bild der zerstörten Stadt Kassel gibt einen Einblick auf die Zerstörungen durch den Luftkrieg der Alliierten. Auch wird ein guter Überblick über die Entwicklung Hessens gegeben. Eine Tafel setzt sich mit der NS-Zeit auseinander, es werden die wichtigen Ereignisse in Hessen im Laufe der Jahrzehnte bis zur heutigen Regierungspolitik dargestellt.

Eine Tafel widmet sich den Frauen, jedoch nur im politischen Bereich.
Es hätte auch auf die Trümmerfrauen und die Kriegerwitwen eingegangen werden müssen, die damals mit zum Aufbau beitrugen.

Auch die Aufnahme und Integration der Heimatvertriebenen und Flüchtlinge in Hessen ist vernachlässigt worden. Im Segment Gesellschaft erwähnen die Macher der Ausstellung in mageren Sätzen, dass Hessen bis 1952 750.000 Flüchtlinge und Heimatvertriebene aufnehmen musste. Die reibungslose Integration, die oft als eine der größten Leistungen in der Nachkriegszeit bezeichnet wird, kommt dabei völlig zu kurz.

Im Sommer 1948 besuchten als Gäste der amerikanischen Militärregierung Prof. Mc. Cartney - Oxford und Dr. Isaak- London die amerikanische Zone , um das Flüchtlingsproblem zu untersuchen. In ihrem Bericht stellten sie fest: "Dass das Einströmen der Flüchtling nicht zu einem absolutem Chaos führte, sondern ordnungsgemäß durchgeführt werden konnte, erscheint als ein Wunder".

Die Heimatvertriebenen wurden damals zwangsweise in Wohnungen eingewiesen.

In einem Bericht des hessischen Staatsbeauftragten für das Flüchtlingswesen vom 15. Juli 1949 heißt es dazu:
Eine Repräsentativzählung , die 1947 in 19 hessischen Gemeinden durchgeführt wurde, ergab, dass 80% in gutem Einvernehmen mit den Quartiergebern leben. [...]
Wie selbst ausländische Beobachter bestätigen, sind die in der letzten Zeit häufiger auftretenden Reibungen zwischen Quartiergebern und Quartiernehmern nicht darauf zurückzuführen, dass der Quartiernehmer ein Flüchtling ist. Die Ursachen der Misshelligkeiten des Streits liegt in der allgemeinen Enge der Wohnverhältnisse. Das Bauernhaus ist für die Vermietung nicht eingerichtet. Der Bauer ist es nicht gewohnt, eine fremde Familie in seinem Anwesen zu wissen. [...]
Dass gegen den Flüchtling keine grundsätzliche Abneigung besteht, beweisen die Heiraten zwischen Flüchtlingen und Einheimischen, die sich von Jahr zu Jahr mehren.

Es kann festgestellt werden, dass diese Tatsachen mit zu der positiven Entwicklung Hessen ganz erheblich beitrugen. Sie hätten nicht weggelassen werden dürfen.

Der Hessische Ministerpräsident, Roland Koch, hat immer wieder auf diese gemeinsame Leistung und auf die damalige Aufbruchsstimmung hingewiesen.

Adolf Wolf