SL Hessen

Sudetendeutscher Tag 2016 in Nürnberg

Eindrucksvolle Programmvielfalt bei einer lebendigen Volksgruppe

Das große alljährliche sudetendeutsche Pfingsttreffen hat auch nach 70 Jahren nicht an Interesse verloren. So kamen auch am Pfingstwochenende wiederum tausende von Heimatvertriebenen mit Angehörigen und Freunden der Sudetendeutschen aus zahlreichen Ländern, darunter auch viele hessische Teilnehmer mit SL-Landesobmann Markus Harzer an der Spitze, zum Messegelände nach Nürnberg Sie konnten sich alle in den Ausstellungshallen über eine Vielzahl von Volksgruppen-Präsentationen, musikalischen Chor- und Instrumentaleinlagen und nicht zuletzt der allenthalben angebotenen kulinarischen Köstlichkeiten aus der alten Heimat erfreuen.

Auffallend war in diesem Jahr die zunehmende Anzahl von tschechischen Besuchern beim 67. Sudetendeutschen Tag, was vielleicht sogar dem diesjährigen Motto "Sudetendeutsche und Tschechen - Dialog verpflichtet" verdeutlichte. Denn gemeinsam begingen Tschechen, Sudetendeutsche und alle geschichtsbewussten Europäer an diesem Pfingstwochenende gleichzeitig den 700. Geburtstag Kaiser Karl IV., einer der glanzvollsten und Völker verbindenden Herrscher des Spätmittelalters. Ihm zu Ehren hatte die Bayerische Staatsregierung, vertreten durch den Staatsminister der Finanzen, für Landesentwicklung und Heimat, Dr. Markus Söder (MdL), schon zu Beginn im Rahmen des Sudetendeutschen Tages im ehrwürdigen Rittersaal der Kaiserburg Nürnberg zahlreiche Ehrengäste, darunter auch den BdV-Landesvorsitzenden aus Hessen, Siegbert Ortmann, zu einem Empfang mit informativen geschichtlichen Redebeiträgen hoher Repräsentanten aus Staat und Gesellschaft eingeladen. Die Sudetendeutsche Stiftung veranstaltete anschließend einen Festlichen Abend und ehrte dabei in Anwesenheit der bayerischen Schirmherrschaftsministerin, Staatsministerin für Arbeit und Soziales, Familie und Integration, Emilia Müller (MdL), die diesjährigen sudetendeutschen Kulturpreisträger in einem würdigen Rahmen mit dem Kurpfälzischem Kammerorchesters Mannheim unter Leitung von Prof. Armin Rosin.

Bei der festlichen Eröffnung des 67. Sudetendeutschen Tages am Samstagvormittag, zu der der Landesobmann der SL-Landesgruppe Bayerns, Steffen Hörtler, eine große Zahl von Gästen aus dem In- und Ausland begrüßen konnte, folgte ein weiterer Höhepunkt: Die Verleihung des renommierten Europäischen Karls-Preises 2016 der Sudetendeutschen Landsmannschaft an S.D. Hans-Adam II. Fürst von und zu Liechtenstein. Bei einem anschließenden gemeinsamen Essen nahm BdV-Landesvorsitzender Siegbert Ortmann, der zugleich stellvertretender SL-Bundesvorsitzender ist, diese Gelegenheit wahr, mit diesem volkstümlichen Liechtensteiner Staatsoberhaupt einen interessanten Gedankenaustausch zu führen.

Für die Führungscrew der sudetendeutschen Landsmannschaft hatte dieser Tag ein weiteres "high light" vorgesehen. Zusammen ging es mit des SL-Bundessprecher Bernd Posselt von Nürnberg auf die Reise über die "goldene Strasse" nach Prag zur Eröffnung der ersten gemeinsamen bayerisch-tschechischen Landesausstellung "Karl IV." in die Wallenstein-Reithalle. Der tschechische Ministerpräsident Bohuslav Sobotka und der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer waren bei dieser eindrucksvollen Ausstellungseröffnung persönlich zugegen und sprachen zu den Anwesenden.

Der Pfingstsonntag stand im Zeichen mehrerer Großveranstaltungen in der Frankenhalle des Nürnberger Messegeländes. So fand bereits zu Beginn des Tages ein römisch-katholisches Pontifikalamt mit dem Regensburger Bischof Prof. Dr. Rudolf Voderholzer sowie ein evangelischer Gottesdienst mit Pfarrer Andrej Hliboky aus Prag statt. Bei der anschließenden Hauptkundgebung nahm zum ersten Male bei einer solchen Großveranstaltung - 71 Jahre nach Kriegsende - auch ein offizielles Mitglied der tschechischen Regierung, der tschechische Kulturminister Daniel Herman, teil. In seiner auf Deutsch gehaltenen Rede drückte er sein tiefes Bedauern über das aus, was bei der Vertreibung vor 70 Jahren geschehen sei und das Jahrhunderte lange Zusammenleben von Deutschen und Tschechen auf Dauer zerstört habe. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer wertete den Auftritt des tschechischen Ministers "historisch" und sagte wörtlich: "Das ist eine Sternstunde in den bayerisch-tschechischen Beziehungen".

In seiner Rede forderte Seehofer mehr Austausch zum Erhalt der europäischen Idee. Ähnlich äußerte sich der Sprecher der sudetendeutschen Volksgruppe, Bernd Posselt, und rief dabei zu einem größeren Miteinander in Europa auf: "Dieses heutige Europa ist zutiefst gefährdet durch Nationalismus und Renationalisierung, gerade deshalb müssten sich die überzeugten Europäer in allen Ländern zusammentun und wir Sudetendeutsche haben dabei eine ganz besondere Brückenfunktion", sagte der Volksgruppensprecher.

© sudetenpress/hessen/2016
Text und Fotos: Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der SL-Landesgruppe Hessen

Mai 2016