Hitler missbrauchte die Sudetendeutschen auf infame Weise

Im Hessischen Fernsehen wurde die Dokumentation "Die Wahrheit über das Münchner Abkommen" ausgestrahlt.

Es ist unbestritten, dass der Diktator England und Frankreich überlistete, um seiner verbrecherischen Politik zum Ziel zu verhelfen.

Die Lage der Sudetendeutschen in der damaligen Tschechoslowakei nutzte er dabei schamlos aus. Wie aus zahlreichen Zeitzeugenberichten hervorgeht, erkannten viele die Hintergründe nicht. Sie sahen in Hitler einen Befreier aus dem Joch der Tschechoslowakei. Durch das Münchner Abkommen wurde das Sudetenland 1938 dem Deutschen Reich angegliedert.

Bei der Dokumentation gebrachte der Hessische Rundfunk ein großes Wort und zwar "Wahrheit". Nach dem Duden Bedeutungswörterbuch ist unter Wahrheit eine der Wirklichkeit entsprechende Darstellung zu verstehen. Soweit es um die Sudetendeutschen geht, muss die letzte Sendung und die vorher gesendete zweiteilige Dokumentation als "Trilogie der Halbwahrheiten" bezeichnet werden.

In der letzten Dokumentation wurden die Aktivitäten des sudetendeutschen Freikorps maßlos übertrieben. Für den unbedarften Zuschauer musste der Eindruck entstehen, es hätten bürgerkriegsähnliche Zustände geherrscht. Der Zeitzeuge Lorenz Knorr berichtete, Angehörige des Freikorps hätten Soldaten angegriffen, Bürgermeisterämter besetzt und Zwischenfälle im Grenzgebiet provoziert.

Der Vorsitzende der sudetendeutschen Sozialdemokraten, Wenzel Jaksch, der 1938 vor den Nationalsozialisten fliehen musste, schrieb dazu in seinem Buch "Europas Weg nach Potsdam": "Das Freikorps Henleins, das sich in Deutschland formierte, beschränkte sich hauptsächlich auf Rundfunkattacken über den Dresdner Sender".

In dem Buch von Wenzel Jaksch heißt es weiter, Hitler habe in einer Hass- und Brandrede auf dem Nürnberger Parteitag die in einer kaum verhüllten Aufforderung die Sudetendeutschen zum Aufstand aufgerufen. Es sei in einer Reihe von sudetendeutschen Orten zu Demonstrationen und Zwischen Fällen gekommen.

Jaksch zitiert weiter den Prager Innenminister, Ripka, der zu der Feststellung kam, dass von 49 sudetendeutschen Bezirken nur 16 auf den Aufruf reagiert hätten. "Die wichtigsten Industriezentren wie Reichenberg, Gablonz, Bodenbach, Aussig, Teplitz waren völlig ruhig geblieben, nicht zuletzt infolge des ungebrochenen Einflusses der Sozialdemokraten auf die Massen".

Am 18. September 1938 berichteten Beamte der deutschen Gesandtschaft, die auf Erkundungsreise im Gebiet von Asch, Eger und in der Gegend von Karlsbad waren, von völliger Ruhe.

Die Mission des britischen Lords Runciman wurde nur sehr oberflächlich beleuchtet.

Der Zeitzeuge Lorenz Knorr wusste nur vom Hören Sagen, Runciman hätte kein Interesse gehabt, mit Wenzel Jaksch zu sprechen. Eine solche Aussage hat überhaupt keinen historischen Wert.

Es wurde weiter völlig unterschlagen, dass die Versagung des Selbstbestimmungsrechts der Sudetendeutschen bei Gründung der Tschechoslowakei, die Unterdrückung der Sudetendeutschen durch den tschechoslowakischen Staat den Weg zum Münchner Abkommen ebnete.

Hier ging eine lange politische Entwicklung voraus. Der britische Beobachter Lord Runciman berichtete , tschechische Firmen seien bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen bevorzugt worden, bei der Arbeitsbeschaffung und der Sozialfürsorge hätten die Behörden Tschechen gegenüber ein höheres Maß an Hilfsbereitschaft an den Tag gelegt als den Deutschen gegenüber. "Ich halte die Beschwerden im Wesentlichen für gerechtfertigt. Sogar während meiner Mission habe ich bei der tschechoslowakischen Regierung keine Bereitschaft zu einem Entgegenkommen feststellen können".

In dem Buch von Wenzel Jaksch heißt es weiter: "Als Chamberlein am 15. September 1938 in Berchtesgaden mit Hitler zusammentraf, war er bereits entschlossen, in der Sudetenfrage nachzugeben. Es kam ihm nur darauf an, die äußeren Formen einer friedlichen Gebietsübertragung zu wahren. Die französische und polnische Regierung hatten sich bereits diesem Vorgehen angeschlossen. Erleichtert wurde diese Sinnesänderung durch die vorherige Zerstörung des Vertrauens in dem guten Willen Beneschs und der tschechischen Staatsführung überhaupt. Lord Runciman bezeichnete in einem Schreiben vom 30. August, das er an Chamberlein richtete, die Tschechoslowakei als ein "verfluchtes Land". Er beklagte es, dass ihm Benesch bisher nur ein Memorandum von neuen Seiten über den Standpunkt der tschechischen Regierung geliefert hat, "das mit Fuchslöchern und Einschränkungen übersät ist"."

Wenzel Jaksch kommt weiter in seinem Buch zum Schluss, für das offizielle England habe die Frage offen gestanden, ob Henlein als Repräsentant autonomer sudetendeutscher Interessen oder als Werkzeug Hitlers anzusehen. Jaksch stellt in seinem Buch die Frage, ob Henlein ein Führer ein Geführter war. Wortführer der demokratischen Sudetendeutschen hätten die Auffassung, Henlein sei nur eine Nebenfigur. Hitler suche nicht die Befreiung der Sudetendeutschen, sondern den Durchbruch ins Donautal, und der große Krieg werde erst recht unvermeidlich, wenn das gelinge. Jaksch führt in seinem Werk weiter aus: "Die europäische Demokratie stand in der Tat vor der Aufgabe, das Problem des Zusammenlebens der Tschechen und Slowaken mit den Mitteln eines friedlichen Revisionismus zu lösen, ehe Hitler die Drohung des gezückten Schwertes in die Wagschale werfen konnte. Dafür wäre auch unter den Sudetendeutschen eine Mehrheit zu finden gewesen, selbst unter den vielen Anhängern Henleins, die mehr als rabiat gewordene Österreicher klassifiziert werden konnten, denn als fanatische Nationalsozialisten. Die Masse der Sudetendeutschen blickte nicht allein auf Berlin. Mit leidenschaftlichem Interesse verfolgten sie auch die Stellungnahme der demokratischen Westmächte zu ihren Forderungen und ihrer Not".

Die Dokumentation "Die Wahrheit über das Münchner Abkommen", ist, wenn es um die Sudetendeutschen geht, von dem Ungeist des Pamphlets von Lorenz Knorr "Gegen Hitler und Henlein" behaftet. Darin wird die Sudetendeutsche Landsmannschaft in verleumderischer Weise wie folgt wie folgt mit Schmutz beworfen. In dieser Schmähschrift ist zu lesen: "Wer jedoch ständig das "Recht auf Heimat" betont (das es im Völkerrecht nicht gibt), wer wiederholt die "Vertreibung als Unrecht" bezeichnet, ohne die Ursachen der Umsiedlung zu benennen, wer - wie der langjährige Ministerpräsident Stoiber - die Frage aufwirft, "wie das Recht auf Heimat verwirklicht werden kann", dazu die Benesch-Dekrete "nicht als Vergangenheit einstuft, sondern als ständige "Belastung für Gegenwart und Zukunft" de schafft nicht falsches Bewusstsein, der fördert nicht nur politischen Irrationalismus! Der verhindert vorsätzlich die nötige Normalisierung zwischenstaatlicher Beziehungen, weckt unerfüllte Hoffnungen, die in Hass und Revanchismus umschlagen können. Kennen wir das nicht aus der Geschichte vor 1939?

Ein Höhepunkt solcher Hass-Produktion ist der Slogan des Sudetendeutschen Treffens von 2006 "Vertreibung ist Völkermord". Bezogen auf Juden, Armenier, US- Indianer oder etwa die Herreros lässt diese Aussage korrekt anwenden. Wenn jedoch ein Gruppe Volksdeutscher, die belegbar an der Vertreibung Juden, Ziganos und Tschechen u. a. - mit Millionen Opfern- aktiv mitwirkte, nun den Spieß umzudrehen versucht, dann wird es kriminell.

Eine Diskussion über diesen Schwachsinn erübrigt sich. Es ist jedoch kriminell, wenn eine ganze Bevölkerungsgruppe beschimpft, böswillig verächtlich gemacht wird und verleumdet wird, so ist nach Meinung des Verfassers dieses Beitrag der Tatbestand der Volksverhetzung gegeben. Die Angelegenheit wird eine Sache für den Staatsanwalt.

Adolf Wolf
Oktober 2008