KULTURBRIEF NR. 10

Protokoll der Landeskulturtagung der SL-LG Hessen
in Wetzlar-Garbenheim

am 28. September 2002

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Das Referat von Dr. Andrea Hohmeyer enthält zahlreiche Fußnotenverweise. Diese sind hier nicht mit aufgenommen.
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Die Teilnehmer/innen:

Biehal, Brunhilde
Dorn, Roswitha
Dressler, Erich
Felde, Maria
Fix, Walter
Fritsche, Gerolf
Giebel, Margit
Giebel, Prof. Dr.
Gromes, Gustl
Hohmeyer, Dr. Andrea
Hüber, Manfred
Jilg, Erika
Kemmler, Christl
Kölbl, Ilse
Kretschmer, Rosemarie
Löhner, Helga
Marsch, Berta

Mück, Irmingard
Naussauer, Inge
Patsch, Heinz
Plahl, Josef
Schäfer, Helene
Schnaubelt, Bruno
Schöbel, Wilhelm
Schön, Elisabeth
Schönich, Richard
Schreiber, Dr. Herbert
Seidel, Helmut
Theimer, Berthold
Theimer, Emma
Trepesch, Helga
Trepesch, Kurt
Walter, Gertrud
Weller, Gerda

Begrüßung und Programmdiskussion

Der Landeskulturreferent konnte eine Besucherzahl von 34 Kreiskulturreferenten, Stellvertretern und Gästen zur diesjährigen Tagung begrüßen. Solche Teilnahme zeige Interesse und sei auch insofern erfreulich, als sich diese mit den Besucherzahlen vergangener Jahre konstant hält. Das spräche auch für unser Programm und unser inhaltliches Angebot über Vorträge und Diskussion, wir fühlen uns über diese Qualität bestätigt.
Also stellen wir uns dem Willen unserer Kulturträger und verpflichten uns zu fruchtbarer Kulturarbeit für noch viele Folgejahre.
Unsere Tagung beginnen wir mit drei Volksliedern, dirigiert und mit stimmhaften Variationen begleitet von unserem hoch zu lobenden Sänger und Verantwortlichen für Pflege unseres Volksliedes, Lm. Gustl Gromes. Er machte Walter Hensel zum ständigen Gast unserer Kulturtagung. Leider hatte unsere musikalische Begleitung dieses Jahr ihr Instrument nicht zur Hand. Schade!

Lm. Helmut Seidel, stv. Landeskulturreferent, richtete Grußworte an unsere Versammlung, verbunden mit zusätzlichen Erklärungen zum Programm, welches die Referenten thematisch formuliert hatten, er aber diesem Zusammenstellung und Struktur gab. Als Referent machte er sich verdient über die Organisation, in seinem Angebot hatte er einen Film über besondere Heimatlandschaften. Aus Zeitgründen und wohl auch aus Höflichkeit gegenüber unseren Gästen, denen die volle zeit über ihre Referate gegeben werden sollte, hatte er seinen Film aus dem Programm genommen. Zu unserem Bedauern!

Stellvertretender Landesvorsitzender unserer Landesgruppe, Lm. Hüber (Karlsbad) richtete die Grußworte des Vorstands an unsere Teilnehmerschaft und nahm kurz Stellung zu unserem Programm. Wie wichtig heute Kultur für den Dialog mit den Tschechen sei, können wir aus unserer Rolle des ‚Brückenbauers' ablesen, die uns unsere Regierung zugeteilt hat. Kultur sei die Basis für Gespräch und Verständigung, die wir über die Politik noch nicht erreichen konnten. Dennoch dürfe die Kultur nicht an sich Thema solcher Tagungen sein, weil wir Sudetendeutsche unsere Forderungen und Ansprüche über die Politik formulieren müssen. Der Dialog mit den Tschechen müsse über Politik und Kultur geführt werden.

Zum Stand unserer Kulturarbeit

In seinem Rückblick auf unsere Kulturarbeit 2001 gab der Tagungsleiter die Ergebnisse aus unseren Fragebögen bekannt, die uns ein Gesamtbild über unser Kulturleben vermitteln. Er verwies dabei auf eine notwendige Steigerung unserer Aktivitäten auf dem Gebiet der Diskussion, der gesellschaftlichen Veranstaltungen, der Zusammenarbeit mit anderen sudetendeutschen und einheimischen Kulturgruppen. Weitere Empfehlungen bezog er auf die Erweiterung unserer Angebote in der Richtung auf Volks- und Heimatkunde und zur Verbindung unserer Kulturarbeit mit unserer politischen Konzeption. Es ei dringend an der Zeit, unsere ganze Kraft auf den Dialog mit den Tschechen zu konzentrieren und unsere Kräfte im Fortschritt auf die Einigung Europas zu bündeln.

Referenten und Referate

Als diesjährige Referentengruppe stellte er vor: Frau Dr. Andrea Hohmeyer. Lm. Gustl Gromes, Lm. Gerolf Fritsche und Lm. Helmut Seidel. Unser Team erhielt den Beifall der Versammlung, der Referent bedankte sich für die Bereitschaf zur freiwilligen Mitwirkung und Programmgestaltung.

Unser einleitendes Referat:

Dr. Herbert Schreiber

Die ostdeutsche Literatur, ihre Position in der gesamtdeutschen Kulturlandschaft

Kultur kann im Bilde verglichen werden mit einem Baum. Die Verwurzelung bildet sein Fundament, aus den Wurzeln bezieht er seine Stabilität und in seinem Geäst verzweigt er sich vielfältig. Er hat sein Wachstum, seine Entwicklung, seine Blüte- und Fruchtzeiten, seine Pausen und auch sein Altern. Die Jahreszeiten bestimmen ganz bestimmte Epochen; die Wärme bringt Kraft, die Kälte sein Erstarren.

Solche Entwicklungen lassen sich auf unser Kulturschaffen übertragen. Die Wurzeln einer Kultur liegen im Volke, in den Volkstämmen in welchen sich die kulturelle Schöpferkraft entwickelt. Der Stamm umfaßt und trägt alle Kulturleistungen, die sich in seiner Krone zur Blüte bringen. Ist ihr Fundament schwach, gedeiht sie in Stamm und Krone nur kümmerlich, die starke Wurzel veredelt Stamm und Blüte. Ist ihre Wurzel krank, verbreitet sich Krankheit bis in alle kulturellen Schöpfungen, finden Werteverschiebungen in ihrem Fundament , also dem Volke statt, bedeutet das für die Entwicklung seiner Kultur Erlahmen, Erschlaffen, Verlust der Originalität und Absterben. Treten positive Werteverschiebungen ein, sind kulturelle Hochzeiten zu erwarten. An der jeweiligen Kulturentwicklung eines Volkes ist abzulesen, wie gesund oder wie krank sein Fundament ist. Läßt sich diese Kulturtheorie auf unsere heutige Zeit noch übertragen?

Folgen wir dem Historiker in die verschiedenen Kulturepochen des deutschen Ostens, dann interessiert uns besonders die "Prager Schule", die sich in der Hauptsache aus dem literarisch tätigen Akademikerstande der deutschen Universität zusammensetzte, Namen wie Rainer Maria Rilke, Franz Kafka, Max Brod, Franz Werfel u.a. gewannen große Beliebtheit und internationalen Rang und wurden in der Nachkriegszeit als "deutschschreibende Literaten" für unsere nationale Kultur entdeckt. Ist unsere Kulturtheorie auf deren Werke überhaupt anzuwenden?

Weniger bekannte Namen wie die Professoren Seger, Nadler oder Hauffen verdienten es allerdings, heute neu entdeckt zu werden. Ihrer "Prager Schule" schreiben wir die Entdeckung des Volkes als das kulturtragende Fundament zu. Über Wissenschaftsforschung und "Wissenschaftskultur" hatte sich das kulturelle Leben gegenüber der "Volkskultur" emanzipiert oder ausgegrenzt, die Frage nach den Wurzeln, nach dem eigentlichen Fundament aller Kultur war vor ihrer Zeit kaum ernsthaft gestellt worden. Dem Volk hatte man die Pflege des Brauchtums, des Volksmärchens, des Tanzes, der Sage überlassen und über die allgemeinbildenden Schulen vollzog sich die Kultivierung der Schriftsprache und die Pflege unserer Dialekte. Volkskultur und Volksbildung war unbeeinflußt von Kulturtheorien, deren Quelle war die im Volkstum beruhende und sich in ihm fortpflanzende kulturelle Schöpferkraft.

Den genannten Professoren, heute fast vergessen, verdanken wir die Einleitung einer neuen Kulturepoche. Unterstützt von nationalen Zeitströmungen erhielt das Volkstum eine gesellschaftliche Aufwertung, aus welcher die Volkskultur ihren Nutzen ziehen konnte. Neuentwicklungen dieser Art ließen sich u.a. im Deutschunterricht unserer Schulen feststellen. Sie erweiterten ihren Lehrplan über die Werke aus der klassischen und der romantischen Literatur und über naturalistische und gelegentlich volkspolitische Aufsätze und Erzählungen. Unsere Lyrik - man mußte damals noch Gedichte auswendig lernen - war von gehobenem Anspruch, Erzählungen unserer Dichter (Grillparzer, Stifter, Merker u.a.) wurden populär und unsere Mundartdichtung und -erzählung erlebte eine neue Blüte. Über dieses gehobene Literaturniveau erhielten wir Vorbilder, die uns ein gesundes Menschenbild vermittelten und unser Leben in eine gesunde und ungebrochene Gegenwart stellten. Völkische Kulturpflege war das Ziel, der Künstler habe seine Motive aus dem Heimatboden zu holen, sein Schaffen mußte eine solide Grundlage im Volke gewinnen, denn nur hier war Originalität und eine gesunde Wertestruktur für eine ebenfalls gesunde Kultur zu gewinnen. Zurück zur gesunden Wurzel des Volkes war also die neue Devise. Akzeptieren wir diese in unserer Gegenwart?

Man entdeckte die Heimatforschung neu und erweiterte sie über solide Quellenforschung, man gewann eine neue Einstellung zu unserer Muttersprache, Heimat- und Landschaftsliteratur wurde in einen früher nicht gekannten Stellenwert gehoben, Dichter und Literaten genossen Ruf und Ansehen und die Universität wie die gesamte Gelehrtenkultur erhielten über eine neue Einbindung in das Volk neue Themen. Die Volkskunde kam in den Studienplan, Heimatvereine, der spätere Kulturverband, der "Bund der Deutschen" und Verlage mit Programmen zur Förderung der Volkskultur fingen an, unserer Kulturlandschaft eine neue Richtung zu geben.

Zurück zu den Wurzeln wollte die Sprachforschung. Die bayrischen, die sächsischen, die schlesischen und die österreichischen Einflüsse auf unsere Sprachlandschaft gewannen neue Aufmerksamkeit, unsere kulturelle Tradition erhielt einen erweiterten Unterbau. Alle diese Verzweigungen innerhalb der Volkskultur waren das Kapital unserer östlichen Kulturlandschaft.

Es war nicht zuletzt die politische Zugehörigkeit zur k.k. Monarchie, die unser Kulturschaffen dem österreichischen Kulturkreis einordnete und der auch das Fundament unserer allgemeinen höheren Bildung wurde. Dichter und Schriftsteller wie P. Rosegger, N. Lenau, M. Ebner-Eschenbach, H. Watzlik, Grillparzer u.a. bestimmten unsere literarische Bildung, in welcher sich Landschaft, Tierliebe, Naturverbundenheit aber auch Geschichte und Volkstum zusammenfanden.

Die Politik der ersten Republik versuchte unsere Bildungspläne über Lyrik, über Lebensbilder und Erzählungen von Politikern (Masaryk und die Manschetten) zu steuern und uns über Loblieder auf das neue Vaterland in einer neuen Gemeinsamkeit (Kinder sind wir einer Erde) zu versöhnen. Unsere heimatliche Kulturlandschaft haben politische Lenkungsversuche nicht besonders beeinflussen können. Die deutsche Schule geriet jedoch politisch in arge Bedrängnis, als man 5000 deutsche Schulklassen schloß. Und das hatte Auswirkung auf die Breite unserer kulturellen Bildung.

Mit der Wende zur Volkskultur trat das Bekenntnis zum Volkstum in den Kreis der nationalen Politik, Kulturbewußtsein und Kulturschaffen öffneten sich für unsere nationalen Forderungen, die Akademikerschaft fühlte sich in unser Volk eingeschlossen und aus dieser Verbindung erhielt unsere nationale Identität einen bedeutenden Kräftezuwachs. Man schloß sich zusammen, man war stolz auf Heimat, auf Geschichte und auf geschaffene Kunstwerke, die sich über jene unserer tschechischen Nachbarschaft erhöhten.

Über den wachsenden Zusammenschluß der Deutschen in der neuen Republik, die dieser mit Ablehnung gegenüberstanden, weil ihnen St. Germain den Anschluß an Österreich versagt hatte, erzeugtren sich Spannungen zu den tschechischen Nachbarn, denen man sich kulturell überlegen fühlte. Und diese Spannungen wuchsen parallel zur Verstärkung der inneren Geschlossenheit beider Volksgruppen. Fügen wir dann noch hinzu, daß nationalistische Strömungen nach dem 1. Weltkriege von außen in unser Volk getragen wurden, daß sich die wirtschaftlichen Verhältnisse der Deutschen verschlechterten und gesellschaftliches Aneinanderrücken zu Radikalisierungen führte, dann mußte auch ein nur noch loses Miteinader in diese politischen Spaltungen geraten. Man begann "deutschvölkisch" zu denken, zu schreiben und sich kulturell abzugrenzen.

Die Gegenbewegungen bei den Tschechen liefen parallel, die teils neu gegründeten Universitäten hatten seit jeher viel weniger emanzipierte Forschungskultur betrieben. Die Verbindung zum Volke war hier schon immer enger und verstärkte sich über das Wachsen nationaler Gegensätze. Auch hier hat man sich zunehmend in nationalen Bekenntnissen positioniert, auch hier war die Abkehr von einer multi-ethnischen Gesellschaft fortgeschritten und die politische Unterspülung des völkischen Fundamentes hatte stattgefunden. Es war dann nur noch eine Frage der zeit, bis sich das Zusammenleben von Deutschen und Tschechen in eine "Konfliktgemeinschaft" (Kren) hineinentwickelt hatte. Der kulturelle Gegensatz was das politische Auseinander erhielten über die Presse einen sich verstärkenden Nährboden.

Der europäischen Vereinigung sehen Kulturpolitiker wie Kulturschaffende mit Erwartung und Skepsis entgegen. Ein verbindliches Kulturmodell kennen wir nicht, unserem Weltbild scheint es an Heilsgewißheit und Gleichgewicht zu mangeln und unser Menschenbild ist teilweise gebrochen; einen übereinstimmenden Wertekonsens haben wir nicht. Unser Urteil über Qualität und Wert unseres Kulturschaffens scheint weniger vom Können als von schnellen modischen Wendungen und politischen Einflüssen bestimmt zu werden; der Wandel diktiert, der Geschmack formiert sich nach diesem, Was heute noch gepriesen ist wird morgen verworfen. Wieweit sich auf so schwankendem Boden Kulturschaffen von Dauer entwickeln kann, scheint Skeptikern fraglich.

Auf die nährende Wurzel, die der Kulturschaffende früher im Volke fand, kann er sich heute nicht mehr berufen. Man lehrt, ja man verehrt heute die "unheile Welt", man entwirft den "neuen Menschen", neue Kultur akzeptiert keine nostalgische Literatur. Wie soll sich da Kultur als "Dienerin" des Guten, des Wahren und des Schönen verstehen, mit welchen Grundwerten soll sie sich in einer wenig stabilen Welt plazieren können und wie lassen sich überzeitliche Werte aus unserem gegenwärtigen Kulturschaffen herauslesen?

Der Philosoph beklagt die Subjektivität in der heutigen Kultur. Sie wachse in die Menge, sie verliere Originalität und Tiefe, sie bleibe ohne Aussage und ohne Zustrom des "Blutes". Sie marktgerecht und nachfrageträchtig zu positionieren sei für die Breite unserer Kulturträger Überlebensfrage. Jeder fühle sich zuständig für alles, jeder Künstler suche beliebig nach seinen Motiven, Kultur wachse sich aus ins Grenzenlose, sie habe ihre Stabilität aufgegeben. (A. Gehlen) Der Historiker vergleicht verschiedene Kulturepochen mit dem Kulturbedürfnis des modernen Menschen. So zeige die Neuzeit ein schizophrenes Kulturbild, ‚welches sich in wirren Strömen äußere, aber doch auch nicht ohne Rückschau in die Vergangenheit bleibe, wo man echte Kultur in Ausstellungen (Griechen, Römer, Maria Theresia, Staufer u.a.) suche und wahre Wallfahrten zu diesen veranstaltet. Dokumentiert sich in dieser Aufwertung der früheren Kulturepochen ein Volksbedürfnis nach "echten" Werten, nach neuer Originalität?

Zum anderen besorgt uns die Offenheit unserer nationalen Kultur in einer sich einengenden Welt. Die Globalisierung auch der Kultur könnte die nationale Kulturentwicklung verzögern, abschwächen oder in ansteigenden Stufen assimilieren, die allumfassende Integrität in einer kommenden Welt und die Eingliederung aller nationalen Kulturen setze Abstriche auch in nationalen Identitäten voraus, die eine unsere Völker verändernde Wirkung annehmen müßten. Nationalcharakter, Volkstumsbekenntnis und Erhaltung von Stammesbewußtsein, das alles könne über Globalisierung in Frage gestellt werden. Steckt hinter solchen politischen Theorien das amerikanische Vorbild der Einschmelzung der Nationalitäten, soll unser zu vereinendes Europa in seinem Kulturbestand über das Beispiel des Schmelztiegels hergestellt werden? Wird die kommende Globalisierung Stärkung oder Schwächung der nationalen Kultur, der völkischen Identität werden, wird unsere Kulturlandschaft über (politische) "Harmonisierung" ihre Mannigfaltigkeit verlieren? Bedenkliche - zu bedenkende Fragen!

Nun hat Europa seine Neuordnung bekommen. Eine Vertreibung hat stattgefunden, deren Verbrechen bis in die Zeiten der Gesetzlosigkeit und der Barbarei reichen und die ihren Blutzoll von uns gefordert hat. Kultur und Zivilisation blieben auf der Strecke und alles das, was uns Humanismus und Philosophie lehrte, schien sich in das Gegenteil verkehrt zu haben. Professor Diwald sieht in der Vertreibung den wohl schmerzlichsten Bruch innerhalb unserer ostdeutschen Kulturtradition. Vertreibung sei gleichzusetzen mit Dekulturisation, die Entfernung einer Volksgruppe aus ihrem Lebensraum und Kulturraum sei Völkermord. (Ermacora)

Die Trennung unserer Menschen von der Heimat habe Bindungen zerstört, die kaum zu knüpfen seien. Alles in einem Kulturraum Aufgebaute sei zerstört oder in fremde Hände gefallen. Einen Menschen von seiner Heimat zu trennen sei gleichbedeutend mit seiner Vertreibung ins Elend. Die Kultur einer Landschaft vom Kulturboden zu trennen entreiße dieser ihre Basis und verursache die Vernichtung seiner Wurzel. Ist Dekulturisation eines Volksteiles in der Nachkriegszeit mit der Vernichtung unserer Ostkultur gleichzusetzen?

Über die deutsche Ostkultur breitete sich zunächst ein großes Trauma, welches sich in Stillstand äußerte.

Die Zersiedlung unserer Landschaften über die Verteilung auf ganz Restdeutschland löste das Fundament unserer östlichen Stämme, die Notlage der Zeit zwang uns zur Rückkehr in die Befriedung primitiver Lebensbedürfnisse, unsere kulturelle Schöpferkraft schien im Elend der Nachkriegszeit zu ersticken. Neubesiedlung war, obzwar sie im eigenen Volke stattgefunden hat, noch längst nicht gleichzusetzen mit Entwurzelung. Wir waren und bleiben eine Minderheit, die sich bedroht fühlte, sich in gesellschaftlicher Assimilation aufzulösen. Langsam bildeten wir Heimatstuben und Heimatwerke. Sie wurden Zellen unserer kulturellen Wiedergeburt. Über sie knüpfte sich unser Zusammenhalt neu, hier hatte Erinnerung und Heimatliebe ihren Ort, hier bildeten sich aber auch neue Hoffnungen auf Wiederkehr zur Wurzel.

Zu unserem nächsten Beitrag legte uns Frau Dr. Andrea Hohmeyer Ihre prämierte Dissertation vor und referierte über ein Kapitel. Die Autorin hat Verbindungen über einen Elternteil zum Egerland. Sie studierte Geschichte, promovierte in diesem Fach und leitet heute eine Abteilung in einer großen deutschen Firma. Mit ihrer Untersuchung gab sie uns neues Wissen über das Schrifttum in der ersten Republik, ihre Arbeit erweitert die Quellenforschung, denn gerade in der böhmischen Landschaft sei die gesamte Zeitschriftenliteratur noch immer von politisch einseitiger Prägung; ihr fehle eine übergeordente Gesamtschau.

Andrea Hohmeyer (Frankfurt/Main)

"Über alle nationalistischen Grenzen hinweg..."
Deutschsprachige literarische Zeitschriften in den böhmischen Ländern nach 1918

Nach 1918 übte die Presse der Tschechoslowakei auf den sich zunehmend verschärfenden Nationalitätenkonflikt großen Einfluß aus. Denn gerade in den ersten Jahren nach der Staatsgründung wurden politische, aber auch kulturelle Auseinandersetzungen mit scharfen Worten in den Blättern ausgetragen.

Die Zahl der deutschsprachigen Zeitungen war sehr hoch, allein auf Böhmen bezogen betrug sie fast das Vierfache der tschechischen. Ihre bekanntesten Vertreter, die deutsch-nationale "Deutsche Zeitung Bohemia" (gegründet 1827), das deutschdemokratische "Prager Tagblatt" (gegründet 1876) und die erst 1921 von der tschechoslowakischen Regierung initiierte "Prager Presse", wurden in Prag herausgegeben. Zeitungen beziehen sich aktuell auf ein Geschehen, schon am darauffolgenden Tag sind ihre Meldungen Makulatur.

Anders verhält es sich mit Zeitschriften. Sie erscheinen periodisch, d.h. in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen. Ihre Aufgabe besteht deshalb kaum in der Vermittlung von Tagesgeschehen, sondern vielmehr in der kritischen Betrachtung einer Themenauswahl. Soweit sich Zeitschriften nicht an die Massen richten, wie die Magazine, bleibt ihr Inhalt zumeist auf ein besonderes Gebiet beschränkt, z.B. auf die Literatur. Solche Zeitschriften vermitteln Anregungen und führen einen geistigen Gedanken- bzw. Erfahrungsaustausch herbei.

Der Grund, warum literarische Zeitschriften im Rahmen dieses Vortrags vorgestellt werden, liegt in der Wichtigkeit, die diese Periodika bei der Ausprägung spezifischer Eigenarten, Themen und Formen von Literatur der böhmischen Länder hatten. Zahlreiche Autoren waren zugleich als Journalisten tätig - z.B. Egon Erwin Kisch, Ludwig Winder, Fritz Mauthner, Robert Musil, Hans Natonek, Otto Pick, Walter Seidl, Oskar Wiener und viele andere mehr. Ihnen dienten diese Zeitschriften häufig als besonderer Anreiz für ihr übriges literarisches Schaffen. In diesem Zusammenhang versuchten literarische Periodika, die Funktion aufklärender, anregender Vermittler zwischen Autoren und Lesern einzunehmen. Der Literaturgeschichtsschreibung dienen sie als authentische Quellen.

Zum Thema literarische Zeitschriften gäbe es viel zu sagen, z.B. über "Ost und West", die "Herderblätter", den "Erker" oder die "Cechische Revue". Ich möchte meinen Vortrag jedoch auf zwei bedeutende Periodika fokussieren, die nach 1918 in Böhmen, Mähren und Sudetenschlesien erschienen: die Zeitschriften "Die Provinz" und "Witiko". Deren Skizzierung erscheint mir besonders wichtig, da ihre Intention der Ausgleich war - und das, obwohl oder gerade weil ihre Herausgeber aus den deutschsprachigen, den sudetendeutschen, Randgebieten stammten, die man bis heute allzu vorschnell vor allem mit "Grenzlandkampf" verbindet.

Mit "Ausgleich" meine ich zweierlei: Zum einen jenen Ausgleich zwischen der Kultur der Deutschen und der der Tschechen - gerade im Zeitalter der Nationalitätenkonflikte waren literarische Zeitschriften ein wirksames Instrument zur Behauptung der kulturellen Eigenarten. Andererseits meine ich aber auch den Ausgleich zwischen jenen Deutschen, die in den Randgebieten der böhmischen Länder lebten und jenen Deutschen aus Prag, die größtenteils Juden waren.

Bevor ich aber auf beide Zeitschriften im einzelnen eingehe, ist es mir wichtig, zunächst die kulturellen und politischen Prämissen etwas näher zu beleuchten.

Das tschechische kulturelle Leben des ausgehenden 19. Jahrhunderts diente weitgehend der nationalen Idee und sollte die Wiedergeburt einer tschechischen Nation befördern. Obwohl noch fester Bestandteil der Habsburger Monarchie, entwickelten die Tschechen keineswegs mehr eine Kulturkonzeption gesamtösterreichischer Prägung. Sie fußte vielmehr auf einem intensiven Nationalbewußtsein, auf der Betonung eines eigenen Volkstums und der Bewußtmachung eigener Werte.

Angesichts dieser Entwicklungen kursierte zeitgleich unter den Deutschen in den böhmischen Ländern das Schlagwort von der notwenigen "Wahrung des nationalen Besitzstandes". Man fürchtete sich zunehmend vor der Vereinnahmung eigener kultureller Güter durch die bevölkerungsstärkere tschechische Seite und war davon überzeugt, daß die Schaffung einer tschechischen Nation letztendlich die Tschechisierung alles Deutschen in den böhmischen Ländern nach sich ziehen würde. Deshalb bildeten sich u.a. seit 1880 sogenannte "Schutzvereine" wie der "Deutsche Schulverein" oder der "Bund der Deutschen", mit der Zielsetzung, die deutsche Erziehung der eigenen Kinder sicherzustellen und den wirtschaftlichen Bestand zu erhalten. Die Deutschen in den böhmischen Ländern besannen sich also auf eigene Werte, ganz so, wie der bekannte Prager Germanist August Sauer 1907 in seiner Rektoratsrede forderte:

"Aber wollen wir Deutsche in Österreich unsere Stellung in Wissenschaft, Kunst und Literatur behaupten, so müssen wir alle unsere Kräfte vereinigen auf die sorgsamste und liebevollste Pflege unseres angestammten Volkstums."

Für die Selbstbehauptung der Deutschen in Böhmen, Mähren und Sudetenschlesien leistete Sauer Beträchtliches. Ohne sein Zutun wäre kein "Bund der Deutschen in Böhmen" (gegründet 1894) und auch keine "Gesellschaft zur Förderung deutscher Wissenschaft, Kunst und Literatur in Böhmen" (seit 1891) je zustande gekommen.

Seine eigenste Schöpfung aber war die Zeitschrift "Deutsche Arbeit. Monatsschrift für das geistige Leben der Deutschen in Böhmen", gegründet 1901. Sie war vor allem eine Art "Seismograph" für die Problematik der Deutschen, die versuchten, ihr kulturelles Erbe gegen die sich national entwickelnden Tschechen zu behaupten.

Mit der "Deutschen Arbeit" wollte August Sauer eine Zeitschrift von der Heimat, für die Heimat und über die Heimat herausgeben. Zu diesem Zweck versuchte er, sämtliche deutschsprachigen kreativen Kräfte um sich zu sammeln und zu organisieren. Sämtliche - das heißt sowohl die Deutschen vom Lande, als auch die deutschsprachige Prager, meist jüdische, Hauptstadtbevölkerung. Sauers Credo lautete "Verständigung und Annäherung", jedoch nicht primär zwischen Deutschen und Tschechen, wie es die literarischen Zeitschriften des 19. Jahrhunderts, allen voran die Zeitschrift "Ost und West" intendiert hatten, sondern zwischen Deutschen und Deutschen.

Sauer hatte, das zeigt auch das obige Zitat, erkannt, daß nur eine deutsche Gemeinschaft gegen eine ebenfalls auf Gemeinsamkeit bauende tschechische Nation ankommen konnte. So zeugt die "Deutsche Arbeit" in den elf Jahren seiner Chefredaktion von einem betont liberalen und überparteilichen Geist, deshalb sind die Jahrgänge 1901 bis 1912 wahrhaftig eine bunte Mischung deutschsprachiger Dichtung aus Böhmen, Mähren, Sudetenschlesien - und Prag. 1912 schließlich übergab August Sauer die Redaktion an den aus Teplitz stammenden Schriftsteller Hermann Ullmann, der zeitgleich Redakteur der Zeitschrift "Kunstwart" und Schriftführer beim "Dürerbund" war. Als Redakteur der "Deutschen Arbeit" setzte sich Ullmann stets auch für eine Verständigung zwischen Deutschen und Tschechen ein.

In der Sekundärliteratur fehlen nähere Angaben, die das Ende der "Deutschen Arbeit" betreffen. Herbert Cysarz zufolge erschien die Zeitschrift siebzehn Jahre lang. Demnach stellte sie ihr Erscheinen im Jahr 1918 ein - ein Opfer des politischen Wandels? Es bleiben nur Vermutungen und der undeutliche Hinweis, die "Deutsche Arbeit" sei letztendlich am politisch-ideologischen Widerstand gescheitert. Zu wenige Hinweise für eine Zeitschrift, die das literarische und journalistische Forum zahlreicher bekannter Dichter bildete und, wie sich zeigen wird, nachfolgenden Generationen von Redakteuren ein bedeutender Wegweiser war.

Während die "Deutsche Arbeit" in Prag herausgegeben wurde, gingen die Versuche der "Provinz" und des "Witiko", durch literarische Zeitschriften nach 1918 Verständigung zu schaffen, wie bereits gesagt, von der sudetendeutschen Provinz aus.

Einer der Gründe für dieses heute erstaunlich erscheinende Phänomen ist ein politischer Gesinnungswandel in der Mitte der zwanziger Jahre.

Die Gründung der Tschechoslowakei war von der in den Randgebieten lebenden deutschsprachigen Bevölkerung zunächst überwiegend negativ aufgenommen worden. Zum einen, weil die Prager Regierung gewaltsam verhindert hatte, daß sich die deutsch besiedelten Randgebiete als Provinzen Deutsch-Österreichs konstituierten, zum anderen, weil die Tschechen von der großen deutschsprachigen Minderheit - die Rede ist von ca. 3,5 Mio. Menschen - die Anerkennung eines Staates mit betont tschechischem Nationalcharakter verlangten.

"In dieser Konfrontation verfestigte sich der sudetendeutsche Negativismus, eine politische Richtung, welche die nationalstaatliche Konstruktion der CSR prinzipiell in Frage stellte und strikt auf dem Prinzip der Nicht-Kooperation beharrte", schreibt der Historiker Rudolf Jaworski. Seiner Auffassung nach verstanden sich die Vertreter dieses Negativismus als "das wache nationale Gewissen der Sudetendeutschen", ihre Ziele seien maximal und damit in der politischen Realität nicht erfüllbar gewesen. Deshalb mußten bald erste pragmatische Kompromisse mit der neuen Staatsmacht geschlossen werden. Je länger die politischen Verhältnisse andauerten, desto lauter wurden die Stimmen, die zu einer Umorientierung der sudetendeutschen Politik rieten. Die Interessen der Deutschen in den böhmischen Ländern sollten fortan in kleinen Schritten durch aktive Mitarbeit im Staat erkämpft werden. Zum Durchbruch gelangten diese politischen Kräfte des Aktivismus Mitte der zwanziger Jahre und mündeten 1926 in einer ersten Regierungsbeteiligung deutscher Parteien. Bis zum Frühjahr 1938 waren der "Bund der Landwirte", die Christlichsozialen und die Sozialdemokraten in wechselnden Kombinationen und Funktionen ständig in der Regierung der Tschechoslowakei vertreten, und bis zu den Parlamentswahlen im Jahre 1935 hatten sie bis zu 80% der sudetendeutschen Stimmen auf sich vereinigen können.

Trotz allem war dies kein Auftakt zu einem deutschtschechischen Ausgleichsprogramm, sondern eher eine politische Notwendigkeit. Deshalb wohl ist der Aktivismus stets eine "Haltung mit schlechtem nationalem Gewissen" (ein Zitat Jaworskis) geblieben. Seine Vertreter wurden von der Angst verfolgt, als nationale Verräter bezichtigt zu werden und waren deshalb nicht in der Lage, einen umfassenden Umdenkungsprozeß bei den Sudetendeutschen in Gang zu setzen.

Die öffentliche Meinung in den deutschsprachigen Randgebieten wurde trotz Aktivismus von den "schneidigeren, durch keinerlei Kompromißzwänge abgeschwächten Parolen der Negativisten" beherrscht. In der sudetendeutschen Provinzpresse gaben die Negativisten den Ton an. Ähnlich wie bei den Tschechen, so waren auch bei den Sudetendeutschen die Meinungsmacher und vielleicht auch die Stimmung in der Bevölkerung nicht unbedingt deckungsgleich mit den parlamentarischen Mehrheiten.

So ist es möglich gewesen, daß zwischen 1918 und 1938 eine breite negativistische Strömung unter den Deutschen in den Randgebieten Böhmens, Mährens und Sudetenschlesiens bestehen blieb. Sie wurde zwar durch die aktivistische Politik seit Mitte der zwanziger Jahre verdeckt und zurückdrängt, niemals aber außer Kraft gesetzt.

Wie sich zeigen wird, hatte diese Ambivalenz des Aktivismus starke Auswirkungen auf die beiden Zeitschriften "Die Provinz" und "Witiko". Zum einen bereitete die Einsicht, mit den Tschechen kooperieren zu müssen, den Boden für ihre Existenz. Seine Inkonsequenz und die Unfähigkeit aber, den Negativismus auszuschalten, ließ die Zeitschriftenprojekte letztendlich scheitern.

Seit dem März 1924 erschien "Die Provinz. Halbmonatsschrift für die Tschechoslowakei." Als Herausgeber verantwortlich zeichneten zwei in Karlsbad lebende deutsch-jüdische Autoren: Bruno Adler und Ernst Sommer.

Bruno Adler (Jg. 1888), ein Sozialdemokrat, stammte aus einer Karlsbader Familie. Während in Prag die Nationalitätenkämpfe tobten, hatte er dort die Matura abgelegt und war anschließend zum Studium nach Wien und München gezogen. Ab 1919 wirkte er als Dozent für Kunstgeschichte am Weimarer Bauhaus. Bereits 1924 mußte er diese Anstellung aufgeben und in die Tschechoslowakei zurückkehren - die Inflation und eine sich für ihn daraus ergebende schlechte finanzielle Lage zwangen ihn dazu. Statt in die Metropole Prag ging Bruno Adler in seine Heimatstadt. Als Autor war er durch das Verfassen einiger kunsthistorischer Abhandlungen und die Herausgabe der Werke Adalbert Stifters und Matthias Claudius' hervorgetreten.

In dem aus einer Iglauer Fabrikantenfamilie stammenden Rechtsanwalt Ernst Sommer (Jg. 1889) fand Adler in Karlsbad einen sozialdemokratischen Gesinnungsgenossen. Sommer hatte in Wien kurz Medizin und Kunstgeschichte, dann aber Jura studiert und anschließend promoviert. Seit 1920 führte er eine Kanzlei in Karlsbad und gehörte dem Stadtrat an. Bereits 1913 hatte Sommer seinen ersten Roman, "Gideons Auszug", veröffentlicht, zahlreiche weitere Werke folgten. Zwischen 1919 und 1936 war er regelmäßiger Mitarbeiter des sozialdemokratischen Parteiblatts "Volkswille", für das er über 200 Beiträge schrieb.

Obwohl als "Halbmonatsschrift" betitelt, erschien "Die Provinz" von Anfang an unregelmäßig, denn sie war auf private Geldgeber angewiesen. Stete finanzielle Engpässe waren wohl der Hauptgrund für das drucktechnisch bescheidene, unaufwendige Layout. Doch dies stand auch nicht im Vordergrund. Der Titel - "Die Provinz" - sollte doppeldeutig verstanden werden. Er fokussierte zum einen den Entstehungsort der Zeitschrift, zum anderen den erhofften Wirkungskreis. Die Ziele der Herausgeber waren vielfältig. So wollten sie innerhalb der jungen Republik um ein besseres Verständnis der verschiedenen Völkergruppen füreinander werben. "Verständnis" - so lautete das Schlagwort vom ersten Heft an. "Die Provinz" wollte zudem ein "Brückenschlag" sein zwischen den deutschsprachigen Randgebieten und Prag, zwischen der Kultur der Hauptstadt, die deutsch und tschechisch war, und jener der Sudetengebiete. So waren ein zwischennationaler Ausgleich, aber auch die Überwindung des Antisemitismus wesentliche Ziele. Bruno Adler und Ernst Sommer wollten mit ihrem Blatt an der "Aufrichtung eines besseren Lebens mitwirken, das hervorgehen soll aus einer vernünftigen Ordnung der Freiheit und der gegenseitigen Verpflichtung."

"Die Provinz" war in erster Linie ein deutschgeschriebenes Blatt mit politischen und kulturpolitischen Themen, in zweiter Linie war sie ein literarisches Forum. Sie wirkte "(...) für die Verständigung der geistig Verwandten über alle nationalistischen Schranken hinweg, (...) gegen den nationalpolitischen Machtwahn, gegen patriotischen Hochmut, auf welcher Seite auch immer, für die Überzeugung, daß es den Menschen für den Menschen zu erziehen gilt."

Damit reichten die Ziele der "Provinz" weit über die des politischen Aktivismus hinaus, der sich, wie gesagt, mehr als ein Zweckbündnis verstand.

"Die Provinz" wollte Spannungsverhältnisse nicht verdecken. So schreibt Bruno Adler in einer Verlagsanzeige, sein Blatt sei ein aufbauende Arbeit leistender Bundesgenosse aller Gutgesinnten in der Tschechoslowakei. Unter der Mitarbeit hervorragender Schriftsteller versuche "Die Provinz" mit Ernst und Schärfe alle aktuellen und insbesondere die Deutschen dieses Landes bewegenden Fragen des öffentlichen Lebens zu beantworten - unabhängig von Partei- und Klasseninteressen.

Unter den Autoren, die die Herausgeber für Beiträge gewinnen konnten, waren nicht nur Schriftsteller, die ihre heimatlichen deutschsprachigen Randgebiete mit der Moldaumetropole verknüpften, sondern auch deutsche und tschechische Prager. Klangvolle Namen wie Otokar Brezina, Otokar Fischer, Rudolf Fuchs, Egon Erwin Kisch, Otto Pick, Alfred Polgar, Karel Capek, Fráná Srámek usw. stehen dafür. Auch Ernst Sommer und Bruno Adler, der erstmals sein Pseudonym "Urban Roedl" benutzte, steuerten zahlreiche Artikel bei. Sogenannte "völkische Autoren" kamen jedoch nicht zu Wort.

Obwohl beide Herausgeber immer wieder betonten, ihre Zeitschrift sei unabhängig von Parteidoktrinen, gegen den nationalpolitischen Machtwahn, gegen den patriotischen Hochmut beider Seiten und trete statt dessen für eine Verständigung über alle nationalistischen Schranken hinweg ein, konnte die erhoffte nationale Toleranz nicht mehr geweckt werden.

Bruno Adler und Ernst Sommer wurden bald öffentlich angefeindet. Deutschnationale Kreise forderten in den Randgebieten zum Boykott der Zeitschrift auf.

Die Angriffe waren höchst polemisch. Doch die Herausgeber der "Provinz" zogen sich nicht verschreckt zurück, sondern gingen zum Gegenangriff über. So schildert Joachim Storck, wie sich Bruno Adler mit harschen Worten über das kulturelle Gebaren zahlreicher Deutscher aus den Randgebieten mokierte. In seinem provokant betitelten Beitrag "Der deutschböhmische Heimatdichter. Zur Rettung Adalbert Stifters" schrieb er:
"Wie wirkt nun die künstlerische Tat Stifters in seiner Heimat nach, die zu jeder Gelegenheit bereit ist, mit dem Namen ihres großen Sohnes zu protzen? Erwachsene Leute lesen hierzulande im allgemeinen keine Bücher; ihnen genügt die Zeitung und die Zeitung versichert, daß Adalbert Stifter, der sich für den Vorläufer eines großen menschheits- und kunsterneuernden Dichters hielt, ein Vorläufer des Romanschreibers Hans Watzlik sei. Sie schreiben ihren Unsinn in der Sprache Stifters und glauben, es sei deutsch. Sie schreiben von unserm deutschen Heimatdichter und glauben, es sei Stifter. O Böhmen!"

In diesem Beitrag bestätigt Adler nicht nur Jaworskis Äußerung, die öffentliche Meinung in den Sudetenländern sei von den Parolen der Negativisten beherrscht worden; in einem sarkastischen Wortspiel greift er namentlich den "Böhmerwalddichter" Hans Watzlik (Jg. 1879) an. 1916 hatte jener einen Roman veröffentlicht, der den Titel "O Böhmen!" trug und den Kampf der "Grenzlanddeutschen" um den Erhalt ihrer nationalen und kulturellen Güter schildert. Auch wenn Watzlik 1931 mit dem Tschechoslowakischen Staatspreis für Literatur ausgezeichnet wurde - von Adalbert Stifter trennten ihn stilistisch, sprachlich und ideologisch Welten.

Eine Zeitschrift aber, die, wie "Die Provinz", in der Provinz ihre Leser suchte und dort für Aufklärung und Verständigung sorgen wollte, konnte kaum erfolgreich sein, wenn sie einen solch harschen Ton anschlug. Und so ist wohl die Tatsache, daß die Leser in den Randgebieten, denen die Zeitschrift besonders zugedacht war, sie nicht annahmen, einer der Gründe für ihre überaus kurze Existenz. Obwohl so bekannte Schriftsteller wie Heinrich Mann und Ernst Toller aus dem Deutschen Reich nach Karlsbad reisten, um für die Zeitschrift die Werbetrommel zu rühren, bedeutete die Doppelnummer 7/8 im Oktober 1924 das Aus bereits im ersten Jahrgang.

Warum scheiterte "Die Provinz"? Wohl nicht, weil zwei Sozialisten - Mann und Toller - für sie Werbung gemacht hatten, sondern weil "Die Provinz" eine Zeitschrift war, mit der Bruno Adler und Ernst Sommer den völkischen Nationalismus zu bekämpfen und für die deutsch-tschechische Verständigung zu werben suchten.

Jürgen Serke, der in seinem Buch "Böhmische Dörfer" eine kurze Biographie Ernst Sommers zusammengestellt hat, führt einige persönliche Fakten an, die im Kontext des Scheiterns eine Rolle gespielt haben dürften und die - wegen biographischer Parallelen - zum großen Teil auch auf Bruno Adler bezogen werden können: Sommer war Jude (wie Adler), er arbeitete als Jurist und zwar in Karlsbad, im Egerland, einer Hochburg der Auseinandersetzungen zwischen den Sozialdemokraten und den Deutsch-Nationalen. Als Mitglied der sozialdemokratischen Arbeiterpartei brachte Sommer (aber auch Adler) die jüdische Bourgeoisie gegen sich auf. Er war (wie Adler) ein deutsch-jüdischer Schriftsteller - allerdings nicht in Prag, sondern in den sudetendeutschen Randgebieten. Damit damit zog er den Zorn der völkischen Dichter, die neben der Heimat zunehmend die arische Rasse verteidigten, auf sich. Als Freund der Tschechen brachte er die deutschen Nationalisten gegen sich auf (auch dies trifft auf Adler zu). Demnach boten die Herausgeber der "Provinz" den Negativisten mehr als eine Angriffsfläche.

Auch der Berliner Germanist Michael Berger kommt zu dem Schluß, daß mehrere Faktoren für das Ende der Zeitschrift ausschlaggebend waren. Zum einen nennt auch er eine zunehmend nationalistische Stellung, die die deutsche Bevölkerung der Sudetengebiete gegen die Tschechen, immer häufiger aber auch gegen die Prager deutsch-jüdischen Intellektuellen entwickelte. Zum anderen führt Berger ein "latent kulturelles Desinteresse" des deutschen Publikums der Randgebiete an. Dies deckt sich zunächst mit dem zitierten Beitrag Bruno Adlers , in dem dieser behauptet, die deutschsprachige Bevölkerung der Randgebiete lese "im allgemeinen" keine Bücher, sondern (höchstens) Zeitungen. Damit unterstellt Berger jedoch unzulässigerweise einen Mangel an kulturellem Interesse. Dem war nicht so. Autoren wie Erwin Guido Kolbenheyer, der erwähnte Hans Watzlik, Emil Merker, Robert Hohlbaum, Karl Hans Strobl, Friedrich Jaksch und viele andere wurden gern und häufig gelesen. Sie verstanden sich allerdings mehrheitlich als Dichter der Heimat, des engeren Umfeldes. Und sie berichteten über Dinge, die die Leser der Randgebiete mehr bewegten als ästhetische oder andere intellektuelle Belange. Diese Dichter waren ihren Lesern näher, weil ihre betont archaische Sprache und ihre nationalistische Weltanschauung deren Auffassung ähnelte.

Doch soll an dieser Stelle nicht der Anschein geweckt werden, Heimatdichtung sei ein einseitig negativ zu beurteilendes Genre. Nach dem Ende der "Provinz" publizierte Bruno Adler 1925 in Karlsbad die Ausgabe der drei wichtigsten Romane des aus Neuhaus bei Eger stammenden Erzählers Hans Nicolaus Krauß (Jg. 1861), der auch "der Förstersohn von Konradsreuth" genannt wurde. Dieser war, so Adlers Auffassung, ein "richtiger Heimatdichter", der aber auch über die damalige österreichische Politik Aufsätze mit sozial- und agrarreformerischem Inhalt veröffentlichte. Zudem teilte Krauß mit den Herausgebern der "Provinz" "das typische provinzdeutsche Zeitschriftenschicksal": seine "Deutschen Blätter", herausgegeben 1886 in Eger, mußten ihr Erscheinen schnell einstellen.

Was geschah mit den Herausgebern der "Provinz"? Bruno Adler verließ die Tschechoslowakei 1925 in Richtung Berlin. Auf der Flucht vor den Nationalsozialisten kam er 1934 nach Prag und ging 1938 schließlich ins Londoner Exil, aus dem er nicht mehr zurückkehrte. Er ist dort 1968 gestorben.

Auch Ernst Sommer ist 1938 nach London emigriert. Nach dem Krieg durfte er nicht in die Tschechoslowakei zurückkehren - als deutschsprachiger Jude aus den Randgebieten war er unerwünscht. Er starb 1955 in London.

Ich möchte nun zur Darstellung der zweiten avisierten Zeitschrift übergehen. Seit Beginn der zwanziger Jahre kursierte unter den jungen Kulturschaffenden der Tschechoslowakei die Idee, eine deutschsprachige literarische Kunstzeitschrift herauszugeben. Zu dem Kreis dieser Kulturschaffenden zählte auch der in Linz geborene Johannes Stauda (Jg. 1887), der zwischen 1919 und 1923 den Egerer Böhmerland-Verlag leitete. Aus politischen Gründen mußte Stauda 1924 seine Tätigkeit nach Deutschland verlagern. In den Jahren 1927/28 hatte sich der Johannes-Stauda-Verlag in Kassel konsolidiert und der Verleger, der über zahlreiche gute Kontakte zu Autoren und Künstlern verfügte, konnte die Herausgabe der lange geplanten Kunstzeitschrift ernsthaft angehen.

Das Jahr 1928 war dafür insofern günstig, als die junge tschechoslowakische Republik ihr zehnjähriges Bestehen feierte. Für die Regierung war dies ein Anlaß, zahlreiche Projekte finanziell zu fördern. Im Hinblick darauf bemühten sich die Deutschen der böhmischen Länder um besonders gute Präsentationen ihrer kulturellen Leistungen in Gegenwart und Vergangenheit. Ihre Bemühungen wurden jedoch oft getrübt durch eine unübersehbare Kluft, die sich an zahlreichen Stellen zwischen den Deutschen in den Randgebieten und denen aus Prag auftat.

Aus diesem Grunde konzipierte Stauda seine literarische Zeitschrift vor allem als Verständigungsmedium zwischen den in politische Lager aufgesplitterten Deutschen.

Die geplante Zeitschrift sollte an die Traditionen von August Sauers "Deutscher Arbeit" anknüpfen und damit zu einem neuen Forum aller Deutscher der böhmischen Länder werden. Anders als die "Deutsche Arbeit" aber beschränkte sich Staudas Konzept allein auf Kunst und Literatur.

Als Mitherausgeber holte sich der Verleger Josef Mühlberger (Jg. 1903) "ins Boot". Die beiden hatten sich erst kurz zuvor kennengelernt, als die erweiterte Dissertation des jungen Germanisten mit dem Titel "Die Dichtung der Sudetendeutschen in den letzten 50 Jahren" als Buch im Johannes-Stauda-Verlag, Kassel, publiziert wurde. Der Mitherausgeber Josef Mühlberger entwickelte sich im Verlauf seiner Tätigkeit zu einem fleißigen Schreiber für die Zeitschrift. In mehr als 70 Beiträgen präsentierte er sich als Literaturkritiker und junger Dichter, der frei war von rassischen, geistigen und nationalen Vorurteilen.

Der Name der neuen Zeitschrift klang ungewöhnlich, barg jedoch deutlich ein Programm: "Witiko". Er knüpfte bewußt an Adalbert Stifters großen, zwischen 1861 und 1867 publizierten Roman an. Der Dichter Stifter erlebte nach dem Ersten Weltkrieg eine Art Renaissance; allerdings wurde er dabei von verschiedenen sudetendeutschen Gruppierungen z. T. mit verzerrenden, nationalistischen Implikationen besetzt, wie bereits der zitierte Beitrag Bruno Adlers in "Die Provinz", zeigte.

Vielfach wird Stifters Figur des Witiko als die eines Böhmen alter Art interpretiert, als eine Mischung tschechischen und deutschen Wesens, dazu beider Sprachen mächtig. Nach der gescheiterten Revolution 1848 habe Stifter seinen Landsleuten ein "überstaatliches Modell" vorstellen wollen. Daraus läßt sich schließen, daß der Zeitschriftentitel "Witiko" auch ein Signal für Deutsche und Tschechen war, wieder mehr Kontakt zueinander herzustellen.

Die erste Ausgabe der Zeitschrift "Witiko" erschien im Januar 1928. Im Großformat bot sie - anders als "Die Provinz" - eine künstlerische Ausgestaltung sowie ein literarisches Niveau von internationalem Rang. Ihren überregionalen Anspruch dokumentierte sie bereits im Impressum: Die Redaktion befand sich in Eger, der Druck erfolgte in Brüx. Es gab einen Kommissionsverkauf für den reichsdeutschen Buchhandel, der über den Johannes-Stauda-Verlag, Kassel, abgewickelt wurde. "Witiko" konnte in der Tschechoslowakei und Deutschland bezogen werden - über einen österreichischen Vertrieb gibt es keine Angaben. Der Verkauf durch den Buchhandel aber lief nur sehr schleppend und so konnten die Herausgeber gegen Ende des ersten Jahres kein besseres Resümée ziehen als daß man ein geistig kulturell orientiertes Publikum habe - allerdings nur ein "verschwindend kleines".

War der Jahrgang 1928 noch in Vierteljahresheften erschienen, so umfaßte der Jahrgang 1929 sechs Hefte; der Preis und die hohe Qualität der Ausstattung waren gleich geblieben. Jedes Heft erschien in einer Auflage von 600 Stück. Diese Zahl erscheint recht gering, wenn man bedenkt, daß die deutsche Bevölkerung in den böhmischen Ländern damals ungefähr 3,5 Millionen Menschen ausmachte. Andererseits muß man wissen, daß gerade die Randgebiete, in denen die meisten Deutschen lebten, nicht vom Bildungsbürgertum, sondern von einer großen Masse Bauern und Arbeitern dominiert wurden. Für diese Menschen, die in Zeiten wirtschaftlicher Krisen und staatlicher Neuordnung genug damit zu tun hatten, ihr tägliches Auskommen zu sichern, standen moderne Kunst und Literatur nicht an erster Stelle.

Obwohl die Zeitschrift "Witiko" finanzielle Unterstützung durch die "Deutsche Gesellschaft der Wissenschaften und Künste für die tschechoslowakische Republik" erhielt, wurde 1930 kein einziges Heft publiziert. 1931 erschienen wiederum sechs Ausgaben, die Auflage wurde jedoch auf je 500 Stück reduziert und "widrige Umstände" verursachten allerhand Unregelmäßigkeiten. Trotzdem erzielte "Witiko" Anerkennung im In- und Ausland. Das "Prager Tagblatt" schrieb:
"Die große Revue der sudetendeutschen Kultur, so oft postuliert und vermißt, scheint nun Wirklichkeit geworden zu sein."
und die "Deutsche Presse" jubelte:
"Endlich eine Zeitschrift, die über eine lokale oder bündisch eingestellte Richtung hinaus das gesamte geistige Schaffen der Sudetendeutschen zusammenfassen und darstellen will."

Man beachte, daß dieser Artikel das "gesamte geistige Schaffen der Sudetendeutschen" anspricht. Darunter verstand der Kommentator nicht nur die Deutschen in den Randgebieten, sondern auch die Prager Deutschen. Und dies beabsichtigten die "Witiko"-Macher, für die die Vielfalt ihrer Heimat und deren Einheit eine große Rolle spielte. Neben einer guten Nachbarschaft zwischen Deutschen und Tschechen sowie einem unverkrampften Verhältnis zu den böhmisch-mährischen Juden verlangte der Weg zu dieser Einheit vor allem Akzeptanz, die die Deutschen dafür einander entgegenbringen sollten. "Witiko" wollte diese Akzeptanz durch die Betonung der künstlerischen Vielfalt fördern und so spannte sich der Bogen von den sogenannten "Dichtern der sudetendeutschen Heimatlandschaften" bis zu denen des Prager Kreises. Und so standen Ausschnitte aus den Werken Erwin Guido Kolbenheyer neben denen Franz Kafkas. Zudem kündigte Josef Mühlberger 1929 zwei "Witiko"-Sonderhefte für das laufende Jahr an: eines über die Prager deutsche Literatur und eines über die Heimatkunst.

Doch die Haltung des Blattes stieß nicht auf ungeteilte Zustimmung - Mühlberger bemerkte bereits früh "merkliche Widerstände". Vermutlich resultierten sie zum Teil aus der Tatsache, daß die Zeitschrift sich nicht als Lobby für Nationalisten verstand. Der geistig-künstlerische Gehalt des "Witiko" wurde wohl von "deutschnationalen Grenzlanddeutschen" abgelehnt. Zum einen weil nicht nur (verderbte) Metropole und Provinz einander angenähert werden sollten, sondern weil zum anderen die Förderung des Miteinander von deutscher und tschechischer Kultur großgeschrieben wurde.

Dabei schätzten Stauda und Mühlberger das Verhältnis zwischen Deutschen und Tschechen von Beginn an illusionsloser ein als z.B. Ernst Sommer und Bruno Adler: Zwar wollten die beiden Erstgenannten durchaus das Wesen und Werk der tschechischen Kollegen vermitteln, eine Chance für einen richtigen Ausgleich aber sahen sie nicht mehr. Trotzdem: Anders als die Grenzlandverteidiger und Deutsch-Nationalen erblickten die Herausgeber der Zeitschrift "Witiko" in den Tschechen nicht die größte Bedrohung. So schrieb Josef Mühlberger in der letzten Ausgabe 1928:
"Wir [die Deutschen in den böhmischen Ländern, d. Verf.] kämpfen gegen den anderssprachigen Feind, unsere Phantasien steigern seine Macht und den Haß ins Unermeßliche. Der größte Feind aber sitzt in uns selber."

Die Herausgeber des "Witiko" waren vor allem darum bemüht, die Perspektive jener Deutschen in den Randgebieten zu ändern, die zeitweilig sehr engen Kontakt suchten zu den Deutschen und Österreichern jenseits der Grenze, mit denen sie die Sprache gemein hatten. Auf diese Weise aber trugen z.B. die Dichter und Kulturschaffenden entscheidend dazu bei, daß die Deutschen in Böhmen, Mähren und Sudetenschlesien keinen verbindlichen kulturellen Mittelpunkt ausbildeten wie die Tschechen in Prag. Stauda und Mühlberger ahnten wohl, welche schweren Folgen eine zunehmend externe Orientierung außerdem mit sich bringen würde.

Laut Rudolf Jaworski nämlich minderten die verzweigten Beziehungen zu Deutschland und Österreich den Wert vergleichbarer Verbandskontakte mit entsprechenden tschechischen Organisationen oder machten sie ganz überflüssig. Die externe Einbettung der sudetendeutschen Volkstumsorganisationen ermunterte zu nationalistischer Kompromißlosigkeit innerhalb der Tschechoslowakei. Das behinderte die Selbständigkeit des sudetendeutschen Volkstumskampfes sowie die Chance eines deutsch-tschechischen Ausgleichs innerhalb der böhmischen Länder massiv.

Außerdem pochte Josef Mühlberger auf die Besonderheit der deutschsprachigen Literatur der böhmischen Länder: Sie entstand in einem binationalen Umfeld, konnte ihre slawischen Einflüsse nicht ignorieren und war deshalb anders als andere zeitgenössische deutschsprachige Literatur. "Witiko" sollte diese Besonderheit positiv herausstellen, sollte diese Literatur in ihrer Gesamtheit präsentieren und ein Fortschreiten ihrer drohenden Provinzialisierung verhindern. Die Literaturgeschichte zeigt jedoch, daß dieses Ansinnen nicht realisiert werden konnte.

Insgesamt erschienen sechzehn Hefte des "Witiko" - mehr als 1 000 gedruckte Seiten. Die Zeitschrift pflegte eine minutiöse Berichterstattung über sämtliche Veröffentlichungen sudetendeutscher Kunst oder Literatur in Buchform, Zeitschriften und Zeitungen, daneben ausführliche Buchbesprechungen von Neuerscheinungen, Berichte über Ausstellungen, Kritiken deutscher und tschechischer Theaterstücke sowie eine feste Rubrik, in der zeitgenössische tschechische Literatur vorgestellt wurde. Fast jedes Heft enthielt einen Beitrag über Adalbert Stifter und sein Werk sowie Angaben zur Sekundärliteratur.

Michael Berger verdanken wir eine erste, recht aufschlußreiche Aufstellung der Themen, Dichter und Künstler, derer sich die drei erschienenen Jahrgänge der Zeitschrift annahmen. Der erste Jahrgang (1928) stand auffällig stark im Zeichen Erwin Guido Kolbenheyers und seines Werkes. Auf diese Weise versuchte man wohl, die Vergabe des Tschechoslowakischen Staatspreises an diesen Autor zu forcieren - was im folgenden Jahr auch gelang.

Bereits im zweiten Heft des ersten Jahrgangs erschien ein Text Franz Kafkas, dazu dort und in späteren Heften Ausschnitte aus den Werken u.a. von Paul Leppin, Friedrich Jaksch, Hedda Sauer, Richard von Schaukal, Hans Watzlik, Karl Kreisler, Robert Lindenbaum, Leo Hans Mally, Johannes Urzidil und Bruno Hans Wittek. Ein wahrhaftiger Querschnitt durch die Vielfalt der deutschsprachigen Literatur aus den böhmischen Ländern. Der zweite Jahrgang war noch weit vielfältiger, die Hefte zwei bis vier standen jeweils unter einem bestimmten Thema: Heft zwei war Mähren gewidmet, Heft drei stellte die Prager deutsche Literatur in ihrer ganzen Bandbreite dar. Heft vier nahm sich der jungen Schriftsteller aus den deutschsprachigen Randgebieten an. Einige von ihnen, z.B. Franz Höller, Paul Hussarek, Erwin Heine, Bob Moder, Wilhelm Pleyer oder Bruno Hans Wittek wurden später zu den sogenannten "völkischen Dichtern" gezählt.

Die beiden letzten Hefte des Jahrgangs 1929 mit ihrer regionalen Orientierung erreichten nicht das hohe Niveau ihrer Vorgänger. Wahrscheinlich stand den Herausgebern nicht mehr die ganze Fülle der deutschsprachigen Literatur zur Verfügung wie zuvor - vor allem die Prager Dichter fehlten. Diese Tendenz bestätigt sich leider auch im letzten Jahrgang des "Witiko" 1931. Über das Fehlen der Prager kann nur spekuliert werden. Vermutlich erregte das "Prager Heft" (3/1929) bei nationalen und völkischen Kräften einen solchen Zorn, daß Stauda, wollte er weitermachen, ihren Forderungen entgegenkommen und auf die "Prager Juden" verzichten mußte. Wie bereits "Die Provinz" (1924) war damit auch "Witiko" (1931) mit einem ausgleichenden, versöhnenden Konzept nicht erfolgreich. Hatten die Herausgeber die politische Situation in den böhmischen Ländern falsch eingeschätzt? Dies wird von Mühlberger deutlich abgestritten: Laut seiner Aussage sollte der "Witiko" überparteilich, d.h. keiner politischen Richtung verpflichtet sein. Die Zeitschrift wollte ausschließlich literarisch wirken, es gab keine antisemitischen und keine antitschechischen Töne, wenn auch kulturelle Gegensätze und Besonderheiten offen ausgesprochen wurden. In einer Zeit aber, da sich die Lage in der Tschechoslowakei ökonomisch, nationalpolitisch und ideologisch zuspitzte, mußte ein solches Konzept auf Mißtrauen stoßen und erhebliche Widerstände erzeugen.

Die Vielfalt war es, die, laut Mühlberger, die Einseitigen aufbrachte. Zwar erscheine sie den heutigen Betrachtern als etwas Selbstverständliches, nichts Besonderes - für viele der damaligen Leser aber sei sie eine Provokation gewesen. Dazu sei ein auf beiden Seiten sehr ausgeprägter Antisemitismus getreten.

Der Zeitschrift wurde zum Verhängnis, daß ihre Herausgeber glaubten, in politischen Zeiten auf einer unpolitischen Einstellung beharren zu können - wobei es offenbar als anstößiges Politikum empfunden wurde, daß sie den neuen Staat akzeptierten.

Das Projekt "Witiko" hatte keinen Erfolg - aber ist es gescheitert? In einem Aufsatz aus dem Jahr 1971 stellt Josef Mühlberger, der wie Johannes Stauda die böhmischen Länder nach Kriegsende verlassen mußte, dies deutlich in Abrede. Vielmehr sieht er den Geist der Zeitschrift fortleben in zahlreichen Vereinigungen, die das geistige und künstlerische Erbe der Deutschen aus den böhmischen Ländern bis heute pflegen und erhalten. Erstaunlich ist, daß weder Josef Mühlberger noch die Zeitschrift "Witiko" auch in der dritten, verbesserten Auflage des Sudetenland Lexikons durch einen Artikel dargestellt werden.

"Witiko" war der letzte bekannte Versuch von Seiten der Deutschen, eine Atmosphäre des Ausgleichs und der Versöhnung zu initiieren. Der Negativismus, der seit Mitte der zwanziger Jahre in den Hintergrund gedrängt worden war, gewann wieder die Oberhand. Mit ihrer "Politik der kleinen Schritte" hatten die Aktivisten die schlechte Situation in den deutschsprachigen Randgebieten nicht schnell genug verbessern können. Doch nicht nur innenpolitische Entwicklungen waren für den deutlichen Umschwung verantwortlich. Auch Hitlers zunehmende Wahlerfolge wirkten von außen verschärfend auf den deutsch-tschechischen Nationalitätenkonflikt. Die deutschsprachigen Nationalisten aus den Randgebieten sahen sich in ihrer Sicht bestätigt, sie gerieten in eine Art Aufbruchsstimmung, auf die die tschechische Öffentlichkeit mit wachsender Unruhe reagierte.

Was die Herausgeber der Zeitschrift "Witiko" hatten verhindern wollen, war letztendlich doch eingetreten: Die Gesellschaft der Tschechoslowakei hatte sich in höchstem Maße polarisiert. Deutsche und Tschechen bedrohten einander offen, während die Prager deutschen Juden von ihren Sprachgenossen aus rassischen Gründen abgelehnt und diffamiert wurden. Das Klima war rauh und zu versöhnenden Gesten nicht mehr angetan.

 

An dieser Stelle möchte ich meine Ausführungen über die beiden Zeitschriften beenden. Es bleibt mir nur noch anzumerken, daß die Zahl der literarischen Periodika, die zu unterschiedlichen Zeiten und mit diversen Konzepten in den böhmischen Ländern vermittelnd und ausgleichend wirken wollten, nicht gering ist. Die meisten von ihnen sind heute jedoch kaum mehr einem interessierten Leser bekannt, die Sekundärliteratur ist noch immer sehr spärlich. Wenn aber literarische Periodika wahrhaftig als "authentische Quellen der Literaturgeschichtsschreibung" künftig die Beachtung finden sollen, die ihnen eigentlich zukommt, tut sich ambitionierten Forschern auch hier noch ein recht weites Feld auf.

 

Das Referat erhielt verdienten Beifall, der Vortrag war verständlich und alle gestellten Fragen wurden mit Fachkompetenz beantwortet. Richtigstellungen zur Presse in einer zerrissenen Zeit wurden von unseren Teilnehmern kommentiert und über persönliche Erlebnisberichte erweitert. Kritische Stellungnahmen zur Politik und zu deutschtschechischen Gegensätzen beantwortete die Referentin aus teilweise neu zitierten Quellen. Manche Nachdenklichkeiten wurden laut als es um die politische Hintergrundthematik ging. Man kritisierte die harte tschechische Haltung gegenüber den sudetendeutschen Autonomiebestrebungen und die tschechische Anmaßung, die Republik als ihren Volksstaat vereinnahmen zu wollen. Man verwies auf die Einschnürung der Minderheiten in der ersten Republik und auf die schwindenden Möglichkeiten eines friedlichen Zusammenlebens dokumentiert über ausländische Beobachte (Lord Runciman). Über die Geschichte der deutschen Universität in Prag kam ein längerer Kommentar in die Diskussion. Heimat und väterliches Erbe, so ein Teilnehmern, seien unveräußerliche Rechtsgüter.

Der politische Teil

Für den zweiten Teil der Tagung war ein politisches Referat vorgesehen. Aus aktuellem Anlaß entschied sich unser Referent, Lm. Gerolf Fritsche (PAMO), zu inhaltlichen und kritischen Bemerkungen über die Beneš-Dekrete. Ausgangspunkt und Veranlassung war das Gutachten des Heidelberger Professors Frowein, (diskutiert in Brüssel), der die Rechtsgültigkeit der Dekrete völkerrechtlich zu bestätigen glaubt und in ihnen kein Hindernis für die Aufnahme Tschechiens in die europäische Gemeinschaft sehen will. Unser Referent klärte die tatsächliche Rechtssituation mit überzeugenden Argumenten.

Die Beneš-Dekrete und ihre Bedeutung
in der gegenwärtigen politischen Diskussion

Eine Zusammenfassung des Vortrags von Gerolf Fritsche

Die Beneš-Dekrete gibt es seit 62 Jahren. Ab 1940 wurden bis Ende Oktober 1945 von Beneš 143 erlassen. Danach regelten von Beneš veranlaßte Gesetze der Provisorischen Nationalversammlung (PN) auch die Behandlung der Sudetendeutschen. Insgesamt ca. 15 dieser Dekrete und Gesetze befassen sich mit der Entrechtung und Verfolgung der Sudetendeutschen 1945-46. Sie etablierten damals eine "Unrechtsordnung" des tschechoslowakischen Staates, die in den letzten 57 Jahren Grundlage der Staatsordnung der CSR bzw. der Nachfolgestaaten war. Nach dem Grundsatzurteil des tschechischen Verfassungsgerichts vom 08.03.1995 sind sie entgegen allen Beteuerungen tschechischer Politiker - z.B. Zeman und Klaus - noch heute Grundlage täglicher Rechtspraxis. Eine besondere Rolle spielen sie bei der Benachteiligung tschechischer Bürger deutscher Volkszugehörigkeit bei Anträgen auf Eigentumsrückgabe (z.B. Dreithaler-Urteil, Reichenberg/Brünn).

Der Unrechtscharakter der BD ist einmal staatsrechtlich tschechisch gegeben. Sie sind ungültig zustande gekommen (Dr. Rudolf Kutschera, Prag 1999, PAMO-Doc.8). Dieser Defekt kann als geheilt angesehen werden, weil die PN am 02.06.1946 die BD nachträglich gebilligt hat und der Tschechische Nationalrat 2002 die BD ausdrücklich zur Grundlage der Rechtsordnung erklärt hat.

Zum zwingenden Völkerrecht standen sie schon bei Erlaß mindestens dreifach im Widerspruch und haben deshalb rechtliche Gültigkeit nie erlangt. (Aufhebung der Unschuldsvermutung, Ausbürgerung und entschädigungslose Enteignung).

Hauptsächlich folgende 16 Dekrete und Gesetze betreffen die Entrechtung der Sudetendeutschen:

1.1. Enteignungs-D., Nr. 5, vom 19.05.1945
2.2. Enteignungs-D., Nr. 12, vom 21.05.1945
3.3. Enteignungs-D., Nr. 108, vom 25.10.1945
4. Ausbürgerungs-D., Nr. 33, vom 02.08.1945
5.1. Zwangsarbeits-D., Nr. 71, vom 19.09.1945
6.2. Zwangsarbeits-D., Nr. 125, vom 27.10.1945
7. Kirchenenteignungs-D., Nr. 131, vom 06.05.1948, ev.Kirche
8. Universitätsauflösungs-D., Nr. 122, vom 18.10.1945
9. Großes Retributions-D., Nr. 16, vom 19.06.1945
10. Kleines Retributions-D., Nr. 138, vom 27.10.1945
11. Willkürverhaftungs-D., Nr. 137, vom 27.10.1945
12. Straffreistellungs-D., Nr. 115, vom 08.05.1946 fälschlich Amnestiegesetz
13.1. Besiedlungs-D., Nr. 27, vom 17.07.1945
14.2. Besiedlungs-D., Nr. 28, vom 20.07.1945
15. Kinematographieenteignungs-D., Nr. 50, vom 11.08.1945
16. Universitätsauflösungs-D., Nr. 122, vom 25.10.1945

Bis zur Wende 1989 spielten die BD politisch international kaum eine Rolle. Sie waren Teil der Welt des Unrechts jenseits des Eisernen Vorhangs. 1973 hätten sie beim Prager Vertrag erstmals auf den Verhandlungstisch gehört als Deutschland erklärte, aus dem MA keine Rechtsfolgen abzuleiten. Bei der Aufnahme in die Rechtsgemeinschaft EU werden sie politisch und rechtlich relevant, weil das gültige tschechische Recht mit der Rechtsordnung der EU in Einklang gebracht werden muß.

Folgende Arbeitspapiere lagen den Tagungsteilnehmern vor:

Diskussion

Dieses neu in den politischen Horizont getretene Thema entfachte Stimmung und Kritik zum Frowein-Gutachten bei den Zuhörern. Diese Dekrete, oft genug kritisiert, rechtlich beanstandet und als Verbrechen gegen die Menschlichkeit bezeichnet, sind in allen Passagen ungerecht und stehen in eindeutigem Widerspruch zu den Gesellschaftsordnungen der gesamten freien Welt. Zu solchem Urteil gäbe es keine offenen Fragen, die Nachweise seien geliefert, Heimatverlust und 240 000 Tote klagen diese Dekrete vor dem Weltgewissen an.

Man könne nicht verstehen, wie bestimmte Politiker aus Brüssel die Aufnahme Tschechiens nach Europa befürworten könnten, ohne die Dekrete überhaupt zu erwähnen und deren Rechtswirksamkeit (heute noch nachweisbar) nachzufragen. Auf der tschechischen Vergangenheit lägen schwerste Hypotheken, die ein Kulturvolk, falls man es sich noch als solches empfinde, nicht ungesühnt bleiben könnten. Europa habe von jedem Mitgliede in der Gemeinschaft zu fordern: die Bereinigung seiner Vergangenheit, die Korrektur seiner staatlichen Rechtsverfassung und vor allem ihre Anpassung an die europäische und die internationale Norm. Von den Tschechen verlangen wir Diskussion und Heilung der Rechtsbrüche mit Wiedergutmachung soweit möglich und vor allem Versöhnungsbereitschaft. Dann können wir über die Aufnahme Tschechiens in ein vereintes Europa reden.

Der Abschluß

Der Kulturreferent faßte die Ergebnisse der Tagung zusammen und holte das Einverständnis zu Programm und zu Inhalten ein. Die Mehrzahl der Teilnehmer stimmten für ein kulturellpolitisches Angebot, unser Fragebogen und seine Ergebisse stellten unsere kulturellen Aktivitäten nun endlich auf eine statistische Grundlage. Referate und Referenten wurden mit viel Beifall bedacht. Der allgemein geäußerte Wunsch: Mit einem kulturell-politisch gemischten Programm unsere Kulturtagung 2003 fortzusetzen und sich auf Punkte zu konzentrieren, die unser Fragebogen als stärker zu berücksichtigen auswies.

Singen mit Gustl Gromes

Erbauliche Auflockerung zwischen den einzelnen Beiträgen brachte das gemeinsame Singen mit Rektor i.R. Gustl Gromes, Griesheim, ehemaliger Chorleiter der Adalbert-Stifter-Gruppe. Als Vorlage diente das "Ostdeutsche Liederbuch", zusammengestellt von Edgar Hobinka (+), dem seinerzeitigen Leiter der Patenschaft der Stadt Wetzlar für das ostdeutsche Lied, in Neuauflage 1989 herausgegeben von Hessendienst der Staatskanzlei. Die eifrigen Sänger erfreuten sich an solch bekannten Liedern wie: Auf, auf, ihr Wandersleut ..., Jetzt kommen die lustigen Tage..., Jetzt fahr´n wir übern See ..., Blüh nur, blüh, mein Sommerkorn ... und manch anderen beliebten Weisen. Dank an Gustl Gromes!
(Helmut Seidel)

Zum Beschluß unserer Veranstaltung stimmte Lm. Gustl Gromes ein Lied von Anton Günther an. Der Landeskulturleiter verabschiedete unsere Gäste mit dem Dank an Referenten und Teilnehmer für Vortrag und Diskussion und wünschte allen erfolgreiche Kulturarbeit, gute Gesundheit und ein möglichst vollzähliges Wiedersehen im nächsten Jahr.

gez.
Dr. Herbert Schreiber
Landeskulturreferent